Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Erster Theil: Konrad Deubler's Lebens- und Entwicklungsgang. (1)

222 Die letzten Lebensjahre (1872 - 1884). 
einen interessanten Beitrag zur Geschichte des Freidenkerthums in 
Deutschland*). Im nämlichen Sommer kam Radenhausen, 
der Verfasser von „Isis“ und „Osiris“ — zweier Schriften, 
welche zu den Lieblingsbüchern des Bauernphilosophen zählten 
— nach dem Traunthal und beehrte Deubler mit zweimaligem 
Besuch in Goisern. Auch Fr. Balzer wurde beherbergt, der 
ihm seine „Lieder aus den Bergen“ dedicirte und später zum 
Freidenker-Kongreß nach Rom reiste, von wo er an Deubler 
Brief und Gruß gesandt hat. Im September ging Deubler 
nach Wien, um die Weltausstellung zu sehen und seinen Freund 
J. C. Fischer zu besuchen. Kurz vorher sollte er aber noch 
einen großen Heiligen der lutherischen Kirche beherbergen, den 
Archidiakon X. Y. von D. . . . .sn, welcher sich laut Brief vom 
22. Juli folgendermaßen ankündigt: „So der HErr will, gedenke 
ich Montag den 29. Juli von hier (D . . . . . .) abzureisen und 
am 31. in Goisern einzutreffen. — — Ich freue mich 
unendlich, in Ihnen einen Mannkennen zu lernen, 
der, wie B. mir mittheilte, und wie Ihr Amt be— 
zeugt, so begeistert zu unserer lutherischen Kirche 
hält. Indem ich Sie und Ihr Haus dem Schutze des HErrn 
befehle, verbleibe ich — ꝛc.“ 
Das war ja ein köstliches Mißverständnis! Es fehlte jetzt 
nur noch, daß der Kardinal Fürst Schwarzenberg auch noch auf 
den Primesberg kam, um in dem Proselyten des Brünner Zucht— 
hauses eine Säule der römisch-katholischen Kirche zu begrüßen. — 
Nach lebhaften Berathungen mit seinen Familien-Ange— 
hörigen entschloß sich Deubler am 26. November 1873 — seinem 
59. Geburtstag — die „Wartburg“ in Goisern an seine Zieh— 
tochter und ihren Mann abzutreten. Deubler zog sich von der 
Gastwirthschaft zurück und siedelte mit seiner Eleonora auf das 
Tusculum im Primesberg über, woselbst er in unermüdlicher 
Thätigkeit, immer Neues schaffend, seinen herrlichen Lebensabend 
zubringen sollte. 
In diesem Winter (1873/74), also etwas über ein Jahr 
*) Siehe die Korrespondenz a. a. O.
	        
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