Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

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Graf Mensdorff an Grafen Berchtold 
Telegramm Nr. 148 L o n d o n , den 44. August 1914 
Aufg. 7 Uhr 27 M. p. m. 
Eingetr. 9 Uhr •/. a. m. 5-/8. 
Chiffre 
Sir E. Grey sagte mir, er sei ganz verzweifelt über die Not¬ 
wendigkeit eines Krieges, aber belgische Frage sei von vitalstem 
Interesse für England. 
1 Vgl. die Fassung im Österreichisch-ungarischen Rotbuch, Nr. 58. 
2 Wurde direkt mitgeteilt. 
Graf Mensdorff an Grafen Berchtold1 
Telegramm Nr. 147 
London, den 4. August 1914 
Aufg. 6 Uhr 18 M. p. m. 
Eingetr. 2 Uhr •/. a. m. 5-/8. 
Chiffre 
Eben Sir E. Grey gesehen. Englische Regierung hat Ultimatum 
an Deutschland wegen Belgien gerichtet und erwartet Antwort heute 
Mitternacht. 
Grey, tief ergriffen, sagte mir, er sehe vorläufig keine Veran¬ 
lassung, eine Mitteilung an die k. u. k. Regierung zu richten, und 
keine Ursache, 'mit uns in Konflikt zu geraten, solange wir nicht im 
Kriegszustande mit Frankreich sind. Jedenfalls hoffe er, daß wir 
keine Feindseligkeiten eröffnen würden ohne vorherige Formalität 
der Kriegserklärung. Er wird Sir M. de Bunsen nicht abberufen. 
Falls wir mit Frankreich im Kriegszustande wären, würde es 
wohl schwer sein für England, als Bundesgenosse Frankreichs mit 
demselben im Atlantischen Meere zu kooperieren und nicht im Mit¬ 
telländischen Meer. 
Seine ganze Mitteilung war in freundschaftlichstem Ton und, ich 
glaube, von dem aufrichtigen Wunsch geleitet, Konflikt mit uns zu 
vermeiden. 
Tyrrell sagte mir nachher vertraulich auf eine Bemerkung von 
mir, daß jedenfalls für den Augenblick französische Mittelmeer flotte 
nicht in die Richtung der Adria steuere. 
(Ich vermute, sie dürfte Transport der Korps aus Afrika zu 
sichern berufen sein.) 
Bitte vorstehendes Che£ des Generalstabes und Marinesektion 
mitzuteilen2.
	        
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