Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

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Ausführung der für den Kriegsfall zwischen den Verbündeten ge¬ 
troffenen Vereinbarungen nachstehend beantwortet worden sei: 
»Konferenzen gegenstandslos, da Ministerrat Neutralität Italiens 
beschlossen. 
,Leichte' Mobilisierung angeordnet. Wenn Österreich-Ungarn 
Lovcen nicht besetzt und Gleichgewicht in der Adria nicht stört, 
wird Italien ,niemals4 gegen Österreich-Ungarn vorgehen.« 
Wie Euer Exzellenz vorstehender Äußerung des italienischen 
Generalstabschefs entnehmen können, wird die Chantagepolitik weiter 
fortgesetzt. 
Da wir infolge des Konflikts an unserer Nord- und Südgrenze 
Tirol degarnieren mußten, schiene es mir äußerst bedenklich, alle 
Fäden mit der italienischen Regierung abzureißen, weshalb ich den 
heute abreisenden Herzog Avarna ersucht habe, Marquis San Giuliano 
zu sagen, daß aus seinem an Euer Exzellenz gerichteten Schreiben 
hervorgehe, unsere Stellungnahme sei einigermaßen mißverstanden 
worden. Auch habe ich mir vorbehalten, auf das fragliche Schreiben 
zurückzukommen. 
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Graf Berchtold an die k. u, k. Botschafter in Rom und Berlin 
Wien, den 4. August 1914 
Chiffr. 6 Uhr •/. a. m. $./8. 
Adresse: 
1. Herr von Mérey in Rom, Nr. 946. 
2. Graf Szögyeny in Berlin, Nr. 347. 
Telegramm i 11 Ziffern 
1 
Der k. u. k. Militârattaché in Rom berichtet, aus einer Konver¬ 
sation mit dem italienischen Generalstabschef entnommen zu haben, 
daß die Befürchtungen Italiens bezüglich Störung des Gleichgewich¬ 
tes am Balkan auf die Eventualität einer Besetzung des Lovcen zu¬ 
rückzuführen sind. 
Ich habe, um Italien ein weitgehendes Entgegenkommen zu zei¬ 
gen, bei dem k. u. k. Generalstabschef die Herausgabe eines Befehles 
erwirkt, daß eine Besetzung des Lovcen aus den Operationsplänen 
ausgeschaltet werde. 
Euer Exzellenz wollen vorstehendes bei Marquis die San 
Giuliano verwenden und hinzufügen, daß es keineswegs in unserer 
Absicht gelegen ist, gegen Montenegro vorzugehen. Solange das 
kleine Nachbarreich von einer feindlichen Aktion gegen die Mon-
	        
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