Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

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unsere Aktion gegen Serbien in gewissen Grenzen hielte, ruhig 
bleiben, gegenteiligenfalls aber losschlagen würde, und daß England 
dann bestimmt an dem Kriege teilnehmen werde. 
Da nach Auffassung hiesiger Regierung die Differenz zwischen 
unserem und dem russischen Standpunkt eigentlich klein (?) sei, 
bemühe sich Italien im Vereine mit England, Deutschland und 
Frankreich, dieselbe zu überbrücken und dadurch den allgemeinen 
Krieg zu verhindern. 
Da Marquis San Giuliano bei diesem Anlasse erwähnt hatte, 
wir hätten unsere Absicht (ich warf ein: »aber ohne formelles En¬ 
gagement«) erklärt, kein serbisches Territorium zu annektieren und 
Integrität und Unabhängigkeit Serbiens zu respektieren, konstatierte 
ich für alle Fälle, daß die ihm durch mich gemachte Mitteilung 
sich lediglich auf den Ausschluß territorialer Erwerbungen bezog 
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Herr von Mérey an Grafen Berchtold 
Telegramm Nr. 569 Rom, den 31. Juli 1914 
Au fg. i Uhr 30 M. a m. 
Eingetr.ii Ühr •/. a.m. 1./8. 
Chiffre — Streng geheim 
Antwort auf Telegramm Euer Exzellenz Nr. 908 vom 30.1. M.1 
Meine Ansicht in der Kompensationsfrage hatte ich in meinen 
Telegrammen vom 26.1. M., Nr. 541, 28.1. M., Nr. 547, und 29.1. M., 
Nr. 5522, in meinem Berichte und dem Privatschreiben vom 29.1. M. 
und in meinem vorletzten und letzten Briefe an Sektionschef Grafen 
Forgách niedergelegt. 
Entgegen meinen Ratschlägen sind Euer Exzellenz unter dem 
Drucke der deutschen Regierung dem hiesigen Kabinett iri dieser 
Frage durch die in dem Telegramme vom 28.1. M., Nr. 892, ent¬ 
haltene Erklärung3 bereits zu drei Vierteln entgegengekommen. Eine 
zum großen Teil gelungene Chantage setzt aber natürlich bezüglich 
des Restes um so stärker ein. Tatsächlich hat auch mir heute Mini¬ 
ster des Äußern bemerkt, er habe in Beantwortung dieser Erklärung 
nach Wien mitgeteilt, daß dieselbe vag und ungenügend sei. Es ist 
daher dermalen eine besonders schwierige Aufgabe für mich, einen 
Rat in einer Situation zu erteilen, in welche wir uns gegen meine 
Ansicht und gegen meine wiederholte Warnung begeben haben. 
1 Siehe III, Nr. 35. 
2 Siehe die Telegramme II, Nr. 50, 86, und III, Nr. 10. 
3 Siehe III, Nr. 87. 
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