Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

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Schönbru n n , den 31. Juli 1914 
Exp. i Uhr •/. M. p. m. 
An Seine Majestät Kaiser Wilhelm 
Ich beeile mich, Dir für Dein freundschaftliches Telegramm 
verbindlichst und wärmstens zu danken. 
Gleich nachdem Dein Botschafter meiner Regierung gestern den 
Vermittlungsvorschlag Sir Edward Greys übermittelt hatte, ist mir 
die offizielle Meldung meines Botschafters in St. Petersburg zuge¬ 
kommen, wonach der Kaiser von Rußland die Mobilisierung aller 
Militärbezirke an meinen Grenzen angeordnet hat. 
Graf Szôgyény meldet mir, Du hättest Kaiser Nikolaus in 
einzig treffender Weise schon gesagt, daß die russischen Rüstungen 
einzustellen seien, weil sonst die ganze Verantwortung für einen 
Weltkrieg auf seine Schultern falle. 
Im Bewußtsein meiner schweren Pflichten für die Zukunft 
meines Reiches habe ich die Mobilisierung meiner ganzen bewaff¬ 
neten Macht angeordnet. 
Die im Zuge befindliche Aktion meiner Armee gegen Serbien 
kann durch die bedrohliche und herausfordernde Haltung Rußlands 
keine Störung erfahren. 
Eine neuerliche Rettung Serbiens durch Rußlands Intervention 
müßte die ernstesten Folgen für meine Länder nach sich ziehen, und 
ich kann daher eine solche Intervention unmöglich zugeben. 
Ich bin mir der Tragweite meiner Entschlüsse bewußt und habe 
dieselben im Vertrauen auf Gottes Gerechtigkeit gefaßt, mit der 
Sicherheit, daß Deine Wehrmacht in unwandelbarer Bundestreue für 
mein Reich und für den Dreibund einstehen wird. 
So 
Graf Berchtold an Grafen Szôgyény in Berlin 
Telegramm Nr. 302 Wien, den 31. Juli 1914 
Chiffr. 8 Uhr •/. a. m. 
Chiffre 
Freiherr von Conrad telegraphiert gleichzeitig — in Beantwor¬ 
tung einer Anfrage — an den Chef des deutschen Generalstabes: 
»Auf Grund allerhöchster Entscheidung ist Entschluß: Krieg gegen 
Serbien durchführen. Rest der Armee mobilisieren und in Galizien 
versammeln. Erster Mobilisierungstag 4. August. Mobilisierungs¬ 
befehl ergeht heute; 31. Juli. Erbitte Bekanntgabe dortseitigen ersten 
Mobilisierungstages. « 
Vorstehendes wollen Euer •/. umgehend zur Kenntnis des 
Herrn Reichskanzlers bringen.
	        
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