Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

3§ 
angelegen sein lassen, mit allem Nachdruck auf Belgrad einzuwirken, 
daß es alle unsere Forderungen erfülle, allerdings zu einer Zeit, wo 
man noch nicht wissen konnte, was für Forderungen wir nachmals 
gestellt. Aber selbst bezüglich dieser Forderungen würde man alles 
einsetzen, um wenigstens das mögliche durchzubringen. 
Ich erinnerte den Botschafter daran, daß wir wiederholt betont 
hätten, wir wollten keine Eroberungspolitik in Serbien treiben, auch 
dessen Souveränität nicht antasten, bloß einen Zustand herstellen, 
der uns Sicherheit biete gegen Beunruhigung seitens Serbiens. Hieran 
knüpfte ich eine längere Erörterung unseres unleidlichen Verhältnisses 
zu Serbien. Auch gab ich Herrn Schebeko deutlich zu verstehen, in 
welch hohem Maße die russische Diplomatie an diesen Zuständen 
schuld sei, was er durchaus nicht ableugnete, nur seinen Minister dies¬ 
falls in Schutz nahm und als Antagonisten einer solchen Politik 
hinstellte. 
Im weiteren Verlaufe unserer Unterredung erwähnte ich die 
nunmehr zu meiner Kenntnis gelangte russische Mobilisierung. Nach¬ 
dem sich dieselbe auf die Militärbezirke Odessa, Kiew, Moskau und 
Kasan beschränke, trage dieselbe einen hostilen Charakter gegen die 
Monarchie. Was der Grund hievon sei, wisse ich nicht, da ja gar 
kein Streitfall zwischen uns und Rußland existiere. Österreich-Ungarn 
habe ausschließlich gegen Serbien mobilisiert, gegen Rußland nicht, 
was allein aus dem Umstände zu ersehen sei, daß das I., X. und 
XI. Korps nicht mobilisiert worden seien. Bei dem Umstände jedoch, 
daß Rußland offensichtlich gegen uns mobilisiere, müßten auch wir 
unsere Mobilisierung erweitern, wobei ich jedoch ausdrücklich er¬ 
wähnen wolle, daß diese Maßnahme selbstverständlich keinen feind¬ 
seligen Charakter gegen Rußland trage und lediglich als die not¬ 
wendige, Gegenmaßnahme gegen die russische Mobilisierung zu be¬ 
trachten sei. 
Ich bat Herrn Schebeko, dies nach Hause zu melden, was er 
mir zusagte. 
Vorstehendes zu Euer Exzellenz Orientierung und Regelung 
Ihrer Sprache. 
46 
Graf Szápáry an Grafen Berchtold 
Telegramm Nr. 181 Petersburg, den 30. Juli 1914 
Aufg. i Uhr 7. a. m. 
Eingetr. 3 Uhr 15 M. p. m. 
Chiffre 
Fortsetzung des Télégrammes Nr. 180 vom 29. d. M.1. 
Die sich häufenden Indizien diplomatischer und militärischer 
Natur ermöglichen es, nunmehr eine Vermutung über die von Herrn 
1 Siehe III, Nr. 19.
	        
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