Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

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provoziert und überdies uns nicht mit hiesiger Regierung vorher ins 
Einvernehmen gesetzt hätten, habe Italien keine Verpflich¬ 
tung, an dem Kriege teilzunehmen. Damit sei aber nicht gesagt, 
daß Italien bei Eintritt dieser Eventualität sich nicht die Frage 
stellen werde, ob es seinen Interessen besser entspreche, sich mili¬ 
tärisch an unsere Seite zu stellen oder neutral zu bleiben. Er persön¬ 
lich neige mehr der ersteren Alternative zu und halte dieselbe auch 
für die wahrscheinlichere, vorausgesetzt, daß Italiens Interessen am 
Balkan dabei gewahrt werden, und daß wir nicht dort Veränderungen 
anstreben, welche uns eine Vormachtstellung — zum Schaden Italiens 
— einräumen würden. 
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Graf Szécsen an Grafen Berchtold 
Telegramm Nr. 137 Paris, den 30. Juli 1914 
Aufg. 11 Uhr 50 M. a. m. 
Eingetr. 5 Uhr •/. p. m. 
Chiffre 
Zu Euer Exzellenz Telegramm Nr. 167 vom 28. d. M.1 
Kann nur wiederholen, daß Baron Schoen hier auftraggemäß 
mitgeteilt hat, wir hätten in St. Petersburg erklärt, keine Eroberungs¬ 
absichten in Serbien zu haben. 
Deutscher Botschafter hat dieses Argument seither wiederholt 
verwendet. Die Nachricht ist, wenn auch nicht in offizieller Form, in 
die Zeitungen gedrungen und wurde in denselben auf unsere früheren 
wiederholten Erklärungen, die Monarchie sei saturiert, hingewiesen. 
Ein Eingehen von diesem Standpunkte würde jedenfalls hier 
und auch in England denkbar schlechtesten Eindruck machen. 
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Graf Szécsen an Grafen Berchtold 
Telegramm Nr. 139 Paris, den 30. Juli 1914 
Aufg. 11 Uhr 30 M. p. m. 
Eingetr. 9 Uhr •/, a. m. 31./7. 
Chiffre 
Serbien. 
Hatte heute lange Unterredung mit Herrn Viviani, der sich 
friedlich und versöhnlich äußerte und meine eingehenden Ausführun¬ 
gen über Haltung Serbiens, die Ursachen, warum wir Antwort Herrn 
Pasic' nicht akzeptieren konnten, sehr aufmerksam anhörte. 
1 Siehe II, Nr. 75.
	        
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