Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

5 
Spitze gegen Rußland habe. Aus diesem Grunde werde noch heute 
abends der russische Mobilisierungsbefehl an 
die an der südwestlichen Grenze gegen Öster¬ 
reich-Ungarn gelegenen Militärbezirke er¬ 
folgen. 
Herr Sazonow setzte hinzu, daß in Rußland eine Mobilisierung 
nicht so wie in westeuropäischen Ländern bereits den Krieg be¬ 
deute; der russische Soldat könne monatelang Gewehr bei Fuß an 
der Grenze stehen. Er habe auch nicht bis auf weiteres die Absicht, 
Schebeko aus Wien abzuberufen. 
Graf Pourtalès antwortete darauf, daß dann Deutschland wohl 
auch in den »Krieg«-Vorbereitungszustand übergehen müsse. 
Dies sei absolut keine Drohung gegen Rußland, aber »Deutsch¬ 
land würde seine Bundespflichten Österreich-Ungarn gegenüber ein¬ 
halten«. 
6 
Graf Szogyény an Grafen Berchtold 
Telegramm Nr. 321 Berlin, den 29. Juli 1914 
Aufg. 11 Uhr 40 M. p m. 
Eingetr. 3 Uhr 30 M. a. m. 30./7. 
Chiffre — Streng vertraulich 
Wie mir Untierstaatssekretär mitteilt, ist heute eine Depesche 
an Kaiser Wilhelm von Kaiser .Nikolaus hier eingetroffen, die sich 
mit einer Depesche des Deutschen Kaisers gekreuzt hatte. 
Kaiser Wilhelm habe Zaren telegraphiert, er solle sich doch 
nicht der Serben, die es jetzt nicht verdienten, annehmen; Öster¬ 
reich-Ungarn habe vollkommen recht, jetzt energisch gegen die¬ 
selben vorzugehen. Zum Schlüsse seiner Depesche richtete der 
Deutsche Kaiser einen warmen Friedensappell an Kaiser Nikolaus. 
Der Zar habe wieder in seiner Depesche Kaiser Wilhelm ge¬ 
schrieben, daß die österreichisch-ungarische Monarchie vollkommen 
im Unrecht sei, in dieser Weise über Serbien herzufallen. »Ru߬ 
land stehe hinter Serbien«, er appelliere daher an die Friedensliebe 
Kaiser Wilhelms, auf Österreich-Ungarn kalmierend einzuwirken. 
Ob noch weiteres in den beiden Kaiserdepeschen gestanden, 
konnte ich nicht konstatieren, da mir der Unterstaatssekretär über 
deren Inhalt nicht mehr mitgeteilt hat.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.