Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

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y) Das »Mali Journal« vom 19. Juli veröffentlicht einen Bericht, 
worin es heißt: Princip sei von einem österreichisch-unga¬ 
rischen Agenten zum Attentat angestiftet worden. In Wien 
sage man, der wahre Schuldige sei nur in der österreichisch¬ 
ungarischen Gesandschaft in Belgrad zu finden. 
z) Das führende jungradikale Blatt »Odjek« vom 20. Juli schreibt: 
»Österreich-Ungarn gibt durch hundert Beweise kund, daß es 
den Titel des kranken Mannes in Europa erwerben will. Wäh¬ 
rend in Serbien nicht ein einziger österreichischer Bürger be¬ 
lästigt worden ist, wurden in Bosnien und der Herzegowina 
Dörfer und Städte geplündert. Diese Tatsache ist ein neuer 
Beweis dafür, um wie viel Serbien kulturell und moralisch höher 
steht als Österreich-Ungarn.« 
Beilage 10 
Der Ortsausschuß der »Narodna odbrana« in Nisch über das Attentat 
gegen den Herrn Erzherzog Franz Ferdinand 
Dem k. u. k. Ministerium des Äußern ist von einem verläßlichen 
Konfidenten, dessen Name gegebenenfalls bekanntgegeben wird, eine 
vertrauliche Mitteilung zugekommen, wonach der Ortsausschuß der 
»Narodna odbrana« in Nisch kürzlich eine Sitzung abhielt, in 
welcher der Vorsitzende dieses Ausschusses, der Direktor der 
Nischer Strafanstalt Jasa Nenadovic, auf das gegen den Herrn Erz¬ 
herzog Franz Fierdinand verübte Attentat zu sprechen kam und 
hiebei folgendes ausführte: 
Serbien mußte sich diesmal unbedingt eines Mittels wie des 
Attentats gegen den Erzherzog Franz Ferdinand bedienen, weil eben 
dieser wegen seines aggressiven und exentrischen Charakters eine 
eminente und fatale Gefahr für Serbien und möglicherweise auch für 
weitere slawische Kreise bedeutete. Er hätte, wäre er am Leben ge¬ 
blieben, in Kürze Serbien zum Kriege herausgefordert oder es an¬ 
gegriffen, in welchem Falle Serbien, das da jetzt materiell so ge¬ 
schwächt und mit seiner Armeeorganisation noch nicht fertig ist, 
unbedingt verloren gewesen wäre. Nun ist aber durch den Sara¬ 
jevoer Mord Serbien gerettet und damit einer jener aus dem Wtege 
geräumt, die Serbien gefährlich sind. Serbien wird jetzt einige 
Jahre lang Ruhe haben, da der neue Thronfolger es sich wohl über¬ 
legen wird, in den Spuren seines Vorgängers zu wandeln. 
Wenn er auch wußte, so führte der Redner weiter aus, daß die 
Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand für Österreich-Ungarn 
ein schwerer Schlag und großer Schmerz sein wird und daß darauf 
Torturen für unser dort lebendes Volk folgen werden, so hätte er 
doch nicht gedacht, daß seine Voraussetzungen in solchem Maße ein¬ 
treffen, und daß die Kroaten sich derart benehmen werden. Hätten
	        
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