Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

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andere Individuen ausfindig gemacht, die sich bereit erklärten, 
unter gewissen Bedingungen eine gewisse Mitschuld an dem 
Attentate einzugestehen, zugleich aber alle jene zu beschuldigen, 
die Österreich unangenehm sind. Diese Methode ist vorläufig 
gelungen, denn die gedungenen Individuen erzählen alles, was 
man von ihnen will, und die österreichische Polizei sorgt dafür, 
daß diese Lügen sofort nach allen Windrichtungen verbreitet 
werden. Österreich hat ja kein Schamgefühl, und es glaubt, daß 
sich jemand finden werde, der solchen Lügen Glauben schenkt.« 
s) Die »Stampa« vom 9. sagt, es sei noch nicht alles, was sich in 
Bosnien und der Herzegowina ereignet hat, aufgedeckt und in die 
Öffentlichkeit gedrungen! Das werde strengstens verheimlicht. 
Die Wahrheit werde aber dennoch früher oder später an die 
Oberfläche kommen. Das blutdürstige Österreich will sich eben 
an serbischem Blute satt trinken und tut es auch. Es verlautet, 
daß es heute ungefähr 10000 Verwundete und Tote in Bosnien 
gebe. 
tj Die »Politika« vom 10. Juli richtet maßlose Beleidigungen gegen 
Mitglieder des allerhöchsten Kaiserhauses. 
u) Das Handelsblatt »Trgovinski Glasnik« vom 10. Juli spricht von 
der Verderbtheit und Skrupellosigkeit der österreichisch-ungari¬ 
schen Politik, die es jesuitisch, rücksichtslos und unehrenhaft 
nennt. Sie sei dem serbischen Volke in Österreich-Ungarn eine 
Mahnung, daß es nicht in einem Kulturstaate lebe, welcher 
Leben und Eigentum garantiere, sondern, daß es stets bereit und 
bewaffnet sein rifüsse, sich vor der Räuberei der Behörden und 
der Regierung zu verteidigen. Nach den letzten Ereignissen 
dürfe das serbische Volk nicht mehr wie ein Lamm warten, 
welches jeden Tag abgeschlachtet werden könnte, sondern wie ein 
Löwe, der bereit ist zur blutigen Abwehr. 
v) In der »Stampa« vom 10. Juli heißt es: Nichts sei ewig und 
auch Österreich-Ungarn werde nicht ewig in Bosnien und der 
Herzegowina bleiben. Die Zeit sei nicht fern, wo die Serben, 
welche die Macht der Türken brachen und die Bulgaren straften, 
um die Iwan Planina am Trebevic streifen werden. 
w) Die »Pravda« vom 10. Juli fordert unter dem Titel »Boykott 
gegen die Nichtsnutzigen« zum Boykott der österreichischen 
Firmen in Belgrad sowie der österreichischen Waren auf und 
sagt, es sei Pflicht der »Narodna odbrana«, die strengste Durch¬ 
führung des Boykotts zu überwachen. 
jrJ Der »Zvono« vom 16. Juli erklärt Princip als Sohn der Gräfin 
Lonyay, dem die Aufgabe zu Teil wurde, den Tod des Kron¬ 
prinzen Rudolf an dessen Mörder, Herrn Erzherzog Franz Fer¬ 
dinand, zu rächen.
	        
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