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Kloster- und bischöfliche Holden können gegenseitig sich ehe¬
lichen. Auf dem Boden des vormaligen Inviertels verzeichnet
das einzige Friedburger Urbar von 1439/40 genau die Namen
und die Zahl der Leibleute.1 Das Wartenburger Urbar vom
J. 1542, aus welchem die späteren Urbare von 1604 und 1663
die Rubrik ^leibeigne Leith' wörtlich übernommen haben,2 sagt
nur ohne weitere Ausführung, daß bei der Herrschaft 70 Leib¬
leute vorhanden seien, wogegen solche in dem ältesten Warten¬
burger Urbar vom J. 13993 überhaupt nicht erwähnt werden.
Die Verhältnisse der Leibleute im Atergau sind nach
Urbaren des 16. Jahrhunderts und Landgerichtsrechnungen er¬
örtert worden;4 hier soll nur noch ein urkundlicher Beleg über
die Verpflichtung des Pflegers von Kogl, Leibleute, welche in
fremder Herrschaft zwischen Salzburg und Ens gefangen wer-
1 Archiv f. ö. G. Bd. 99 S. 48 A.
2 Text daselbst S. 51 A.
3 Es ist das Urbar, das ich im Archiv f. ö. G. Bd. 99 S. 41 A. 8 und dann
auch S. 62 A. 6 irrtümlich in das J. 1499 versetzte. Dasselbe trägt die
Aufschrift: ,Anno domini Millesimo nonagésimo nono. Sind verscbriben
des Edlen vnd erbern maechtigen h eren hern Weykhartz von Polnhaim
hern Pilgierims von Polnhaim seligen Sun All dienst, zins, giilt, nutz,
zehent' Monschaft vnd Rechten, die er zu allen seinn geslozzen vnd her-
schefften hatt, vnd gehorent von erst ze Wartenburg, zu Rechperg, zu
Totzenpach, zu dem Stain, zu dem' Ror, zu Wienn, Auf dem Marich-
ueld'. Eine Abschrift hat mir Herr Oberlehrer Josef Berlinger zu
Timelkam zugemittelt. In der Jahreszahl ist das Wort ,trecentesimo'
ausgeblieben, wie sich aus folgenden Daten ergibt. Wartenburg béfand
sich 1362, 1367 und 1388 im Besitze Wolfgangs von Polheim (Ennenkl
collect, geneal. Í. 237, II. 124', 138), 1392 und 1395 in jenem des Hans
von Polheim, welcher 1392 seiner Hausfrau Dorothe der Hohenbergerin
eine Heimsteuer von 200 eine Morgengabe von 300 und eine
Widerlage von 200 versicherte (a. a. O. II. 74'., 140); als Witwe
Hansen von Polheim seligen verglich sie sich ihrer Kinder wegen mit
ihrem Vetter Weikhart von Polheim zu Wartenburg (a. a. O. IL 140)>
der im gedachten Jahre wiederholt (a. a. O. 124', 138) zu Wartenburg
behaust erscheint. Er war der Sohn Herrn Pilgrims von Polheim zu
Rechberg.
4 In der Abhandlung ,Hausruck und Atergau' S. 46—53, wozu ich hier
nachtrage, daß um 1210 Bruder Heinrich von Graben (Pf. Lambach)
dem Kloster Reichersberg 10 Leibeigene ,in loco qui dicitur T e ss el¬
fo run (Desselbrunn bei Schwanenstadt) sunt man entes', also unter
fremden Grundherren sitzende, zum Kopfzinse von 5 ^ überließ. O.-ö.
U.-B. I. 398 Nr. 224.