Volltext: Inviertel und Mondseeland

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, Soweit ich den Mursberg kenne, dürfte er als erster 
Zufluchtsort der Bevölkerung der Donauebene bei Feindesge¬ 
fahr gedient haben, wie so manches Hochplateau von Ober¬ 
österreich, das im Zuge der Hunnen-, Awaren- und Magyaren¬ 
einfälle lag und an dessen Fuße sich eine Ebene ausbreitete, 
aber zugleich auch einen bequemen Landungsplatz für Feinde, 
welche vom jenseitigen Ufer einzudringen bereit waren, wie 
z. B. die Römer. Eine solche Lage sehen wir südlich von Murs¬ 
berg, wo die Strecke von Otensheim bis Landshag aus Auen 
besteht, die sich von der Donau bis an den Fuß des Murs¬ 
berges erstrecken. Würde man hier eingehend suchen, so dürfte 
man auf dem ganzen oberen Rande der Mühlviertier Berge 
von Landshag über Mühllacken, Freudenstein, Posting, Schwarz¬ 
grub bis Otensheim an geeigneten Stellen Andeutungen von 
uralten Befestigungen finden. Gleich oberhalb Landshag ist eine 
solche und die Lage von Oberwalsee deutet auf eine Sperre 
des Pesenbachtales hin. Und so darf man wohl auch dort eine 
vorgeschichtliche Sperrfeste voraussetzen, wo später die Stein¬ 
burg Rotenegg entstand; wahrscheinlich existierte in dieser, 
Gegend noch eine Sperre des Roteltales. Uberhaupt sollte man 
überall, wo es nur halbwegs strategisch begründet erscheint, 
nach solchen alten Befestigungsspuren suchen . . . Die meisten 
mittelalterlichen Burgen wären meiner Ansicht nach stets auch 
als Nachfolgerinnen älterer Befestigungen ins Auge zu fassen. 
Hiermit ist freilich eine große archäologische Arbeit angedeutet, 
um so größer, als die Zahl der Forscher, welche sich in dieser 
Richtung betätigen, dazu ganz unzureichend ist/1 
In gleichem Sinne äußerte sich im J. 18852 Prof. Alfons 
Müllner: ,1m Volksmunde selbst haben die prähistorischen 
Bauten ganz bestimmte Namen, so daß man aus dem Vor¬ 
kommen des Namens auch schon auf ein archäologisches Ob¬ 
jekt schließen kann. Solche Namen sind: Burgstall, Burgschloß 
oder Gschloß. Buchberg dialektarisch für Burgberg, Kirchberg, 
Brandstatt. Letzterer Name sowie Schanz, Mauer, Stein, Steined, 
Oed und Straß mit seinen Zusammensetzungen sind teils für 
1 Nunmehr veröffentlicht im Linzer Museumsberichte 1911 ,Bilder aus der 
archäologischen Umgebung1 von Linz' von Ludwig Benesch, Abt. I. 
,Spuren alter Befestigungen auf dem Mursberge' S. 155—167. 
2 Mitt. der Anthropol. Gesellschaft in Wien Bd, XV. ,Über prähistorische 
Bauwerke in Oberösterreich.'
	        
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