Volltext: Inviertel und Mondseeland

230 
[658] 
kundiger zugemutet haben, welcher den geringen Gewinn, der 
ohne eingehendes; Jahre erforderndes philologisches Studium 
derselben für die Sache zu erzielen gewesen wäre, und den 
außerordentlichen Umfang der mir gestellten Aufgabe, welche 
bei Widmung aller meiner Zeit volle zehn Jahre in Anspruch 
nahm, richtig zu beurteilen versteht. Dem von Mares beklagten 
Mangel hätte nur durch die Bestellung eines eingeborenen 
tschechischen Mitarbeiters für das Gebiet im Norden der Donau 
begegnet werden können, welchem dagegen für die deutschen 
Partien der Arbeit wieder die philologische Kenntnis der deut¬ 
schen Sprache und ihrer Mundarten abgegangen wäre. Ein 
Blick in das böhmische Urkunden werk von Erben belehrt 
übrigens, daß aus böhmischen Urkunden keine Auskunft über 
die Siedelungsfolge zu erlangen ist, und so dürfte die Unkennt¬ 
nis der tschechischen Sprache meinerseits kaum einen bedeu¬ 
tenden Schaden angerichtet haben; denn in den Siedelungs- 
fragen steht überall Meinung gegen Meinung, Vermutung gegen 
Vermutung, und zwar so lange, als nicht reichere Urkunden¬ 
funde Gewißheit zu geben vermögen, auf welche Eventualität 
aber nach allem Ermessen kaum mehr zu rechnen ist. Die 
Forschung würde Mares sicherlich zu Dank verpflichtet werden, 
wenn er den Nachweis erbringen würde, daß slawisches Leben 
(er meint tschechisches, nicht windisches) in Oberösterreich noch 
im 13. Jahrhunderte geblüht habe und daß die tschechischer- 
seits gebrauchten Ortsnamen, zumal Zahlow für Freistadt — 
für welches doch König Premysl Otakar selbst im J. 1265 die 
lateinische Ubersetzung libera civitas des deutschen Namens 
angewendet hat — die ursprünglichen gewesen sind. Was die 
Ableitung des Ortsnamens Puchers betrifft, so ist selbe der ) 
Topographie des Budweiser Kreises von Sommer aus dem 
J. 1841 S. 147 entnommen; die Genitivform, die er mit vielen 
unbestreitbar deutschen Ortsnamen des Waldviertels (Gerungs, 
Pertolds usf.) gemein hat, läßt alles andere eher als tschechi¬ 
schen Ursprung vermuten. Daß die Diözesangrenzen nicht aus¬ 
nahmslos mit den jeweiligen Landesgrenzen zusammenfielen, , 
braucht wohl nicht weiter erörtert zu werden. Bei dieser Ge¬ 
legenheit darf aber beklagt werden, daß tschechische Historiker 
ausschließlich ihrer Muttersprache sich bedienen, weil deshalb 
ihre Publikationen gar nicht oder doch erst nach Jahren und 
auf Umwegen bekannt werden, wie dies mir und anderen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.