Volltext: Ueber die Theorie der Lösungen. (V. Band. 1. Heft. / 1900)

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J. H. van’t Hoff. 
bei den Gasen, Atmosphärendruck und gewöhnlicher Temperatur ent 
spricht, die Abweichungen gering sind. Die Gase enthalten dann, 
entsprechend dem Gewichte eines Liters Sauerstoff bei 0 0 und 760 Atm. 
von 1,43 g etwa ^ = 0,045 Grammmolekül pro Liter, entsprechen 
Ou 
also etwa einer 1 ji o normalen Flüssigkeit (= */2 o Grammmolekül irgend 
eines Metalloxyds wie CaO pro Liter). 
Ein glücklicher Zufall will, dass bei den Hauptanwendungen der 
Theorie der Lösungen der Nachteil einer nur im Grenzfall streng gütigen 
Bezeichnung nicht allzusehr ins Gewicht fällt. Einerseits sind es die 
Methoden zur Molekulargewichtsbestimmung, welche sich auf die be 
treffenden Grenzgesetze gründen; dabei handelt es sich aber bekanntlich 
durch die anderweitig festgestellte Zusammensetzung nur um die Wahl 
zwischen ziemlich weit auseinander liegenden Werten, wie sie z. B. der 
einfachen oder doppelten Formel C 2 H 4 0 und C 4 H 8 0 2 entsprechen. Auf 
dem anderen Gebiet, auf das bis dahin die betreffende Theorie ihre An 
wendung fand, demjenigen der Physiologie, handelt es sich fast 
durchwegs um die verdünnten Flüssigkeiten des Tier- oder Pflanzen 
organismus, so dass die Abweichungen unwesentlich sind. Nur auf 
dem Gebiet der elektrochemischen Anwendungen treten die betreffenden 
günstigen Momente nicht ohne weiteres auf und ist also hier auf den 
betonten Charakter der Lösungsgesetze besonders Rücksicht zu nehmen. 
Dies vorausgeschickt, sei nunmehr der Grundsatz der Theorie der 
Lösungen vorgeführt: „Der osmotische Druck einer Lösung ent 
spricht dem Druck, welchen die gelöste Substanz bei gleicher 
Molekularbeschaffenheit als Gas oder Dampf in gleichem 
Volumen und bei derselben Temperatur ausüben würde.“ 
Einen direkten experimentellen Anhaltspunkt bieten die Bestim 
mungen von Pfeffers 1 ). Zur Messung des osmotischen Druckes be 
nützte derselbe eine halbdurchlässige Wand, d. i. eine Wand, die nur 
das Lösungsmittel, in Pfeffers Versuchen Wasser, nicht aber die 
gelöste Substanz, in casu Zucker, durchlässt. Dieselbe wurde nach 
Traube als Niederschlagsmembran von Ferrocyankupfer erhalten in der 
Wand einer Thonzelle, welche dazu nach Anfeuchten, mit Ferrocyan- 
kaliumlösung gefüllt, in Kupfersulfatlösung gestellt wurde. Die gegen 
seitige Diffusion veranlasst die Bildung der verlangten Membran 
innerhalb der Thonwand. Nach Reinigung und Anfüllung mit l°/oiger 
Zuckerlösung (etwa 1 g in 100,6 ccm) wurde die so vorbereitete Zelle 
0 Osmotische Untersuchungen, Leipzig 1877.
	        
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