Volltext: Archivar Johann Adam Trauner

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Eduard Straíimayr, 
jedermann den Zutritt in ihr Archiv verweigerten. Bis vor ein¬ 
einhalb Jahrzehnten ist auch nie eine Kunde von dem reichhaltigen 
Archiv zu Weinberg, das einst die Zelkinger, die Auftraggeber des 
berühmten Flügelaltars von Kefermarkt, besaßen, in die Öffent¬ 
lichkeit gedrungen. Es ist hier der gewiß seltene Fall zu verzeichnen, 
daß von den 5421 Aktenpäckchen, die Trauner in den Jahren 1777/8 
katalogisierte, heute nur 136 Schriftstücke fehlen. Auch alle Reper- 
torien sind noch vorhanden. 
Vor Verlusten blieb glücklicherweise auch das Archiv der 
Sensenschmiede von Kirchdorf-Micheldorf verschont.111) 
Obwohl dasselbe nur von bescheidenem Umfange ist, birgt es doch 
eine Menge von Schriften, die über die Grenzen unseres Landes 
hinaus Interesse beanspruchen. Dieser speziell oberösterreichische 
Wirtschaftszweig der Kleineisenindustrie brachte es einst zu großer 
Blüte und unterhielt lebhafte Handelsbeziehungen mit fremden Län¬ 
dern. Seine reiche Geschichte ist in den bis ins 16. Jahrhundert 
zurückreichenden Zunftakten niedergelegt und hat treue Hüter in 
den Mitgliedern dieses Gewerbes dadurch gefunden, daß sie über die 
Erhaltung ihrer Handwerksschriften stets sorgsam wachten. Im 
Jahre 1768 hatten sie Trauner mit der Inventarisierung ihres Ar¬ 
chives betraut und ihn 1785 noch einmal in ihre Dienste genommen, 
um durch ihn die inzwischen zugewachsenen Akten im Repertorium 
nachtragen zu lassen. Ihrer alten Tradition des Archivschutzes 
blieben die Sensenschmiede aber auch im 19. Jahrhundert treu, in 
jenen gefahrvollen Zeiten, wo sich so wenig Verständnis für die 
Aufbewahrung archivalischer Schätze zeigte. Daher ist dieses bis 
zum Jahre 1893 heraufreichende Archiv, von ganz geringfügigen 
Bruchstücken abgesehen, unversehrt auf uns gekommen. Seit dem 
Jahre 1898 ist es im Landesarchiv untergebracht und umfaßt nebst 
einer Reihe von Handwerksprivilegien (Pergamentlibelle) und 
Zunftbüchern 48 große Schuberbände von Akten. 
Eine wichtige Ergänzung zum Sensenschmiede-Archiv bildet 
jenes der Marktkommune Kirchdorf. Auch hier hatte 
einst die ordnende Hand Trauners eingegriffen und 1777 den reich¬ 
haltigen Schriftenbestand im Rathause aufgestellt und mit einem 
ausführlichen Repertorium versehen. Aber er teilte das Schicksal 
so vieler anderer Gemeindearchive, von den späteren Generationen 
keiner entsprechenden Obsorge und Beachtung gewürdigt zu wer¬ 
den.112) Die von Trauner vorgezeichnete Registraturordnung fand 
in der Folgezeit keine Fortsetzung mehr und die im Laufe des 
i") Straßmayr, Das Archiv der Kirchdorf-Micheldorfer Sensenwerks¬ 
genossenschaft a. a. O. S. 6 f. 
112) Straßmayr, Das Archiv der Mafkfkommune Kirchdorf a. a. O. S. 93 f.
	        
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