Volltext: Archivar Johann Adam Trauner

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Eduard StraDmayr, 
Als sich Trauner im Juni 1767 dort an die Arbeit machte, 
fand er eine Masse von Faszikeln, Akten und Bänden vor, in welche 
seit langer Zeit keine ordnende Hand eingegriffen hatte. Innerhalb 
sechs Monaten waren sämtliche Schriften und Urkunden nach 
Materien eingeteilt, in Registern aufgezeichnet und so für eine 
rasche Benützung bereitgestellt.49) 
Eine so tüchtige Arbeitskraft wurde in der Folgezeit nun 
immer mehr in Anspruch genommen. Es ist ja naheliegend, daß 
Klöster und adelige Grundherren bei ihrem regen amtlichen Ver¬ 
kehr sich gegenseitig auch Mitteilung von dem in Archiv- und 
Registraturarbeiten bewanderten Trauner machten und im Bedarfs¬ 
falle sich dieses vortrefflichen Mannes bedienten. In Krems¬ 
münster war das Archivwesen durch Finsterwalders segensreiche 
Wirksamkeit auf eine achtunggebietende Höhe gebracht worden. 
Den vorbildlichen Arbeiten desselben war es zu danken, daß der 
Sinn für Archivpflege auch später im Kloster wachgehalten wurde. 
So berief Abt Berthold im Jahre 1768 Trauner zu sich, um ihm die 
Neuordnung der Pflegschaftsregistraturen bei den Stiftsherrschaf¬ 
ten zu übertragen. Auf Schloß Pernstein hatten die Jörger als 
Besitzer dieses Gutes schon im 16. Jahrhundert ein Archivinventar 
angelegt. Als Kremsmünster 1630 diese Herrschaft erwTarb, kamen 
die Urkunden und sämtliche wichtigeren Akten ins Stiftsarchiv, wo 
sie Finsterwalder neu ordnete. Jedoch die Hauptmasse der Ver- 
waltungs- und Gerichtsakten, die aus der Tätigkeit des Pflegamtes 
erwachsen waren, blieben in Pernstein zurück. Diesen Bestand 
sichtete Trauner in der Zeit vom 1. Dezember 1767 bis 30. April 
1768 und legte zur raschen Auffindung der Schriften ausführliche 
Repertorien an.50) 
Bevor er die Neuaufstellung einer weiteren Herrschafts¬ 
registratur in Angriff nahm, begab er sich nach Kirchdorf, um 
das wertvolle Archiv der Sensenschmiede zu bearbeiten.51) Dieses 
Handwerk nahm damals im oberösterreichischen Wirtschaftsleben 
eine hervorragende Stellung ein und setzte die Erzeugnisse seines 
Gewerbefleißes, die sich eines vorzüglichen Rufes erfreuten, in 
vielen fremden Ländern ab. Mit Stolz konnten die Meister auf die 
4Ö) Attest des Pflegers Johann Paul Alterdinger für Trauner über die 
Ordnung des Archives vom 31. Dezember 1767. Stiftsarchiv Gleink Bd. 3, 
Nr. 2, lit. B. 
50) Zeugnis des Abtes Berthold von Kremsmünster vom 30. April 1768. 
Stiftsarchiv Gleink Bd. 3, Nr. 2, lit. C. 
51) E. Straßmayr, Das Archiv der Kircbdorf-Micheldorfer Sensenwerks¬ 
genossenschaft im Landesarchiv zu Linz, Mitt. d. Archivrates Bd. 3 (Wien 
1919), S. 1 ff.
	        
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