Volltext: Archivar Johann Adam Trauner

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Eduard Strafìmayr, 
19. Jahrhunderts wechselvolle Schicksale erlitten unci zum erheb¬ 
lichen Teil verloren gingen. 
Sehr dürftig sind die Nachrichten, die über die Lebens¬ 
schicksale Trauners auf uns gekommen sind. Als er sich im Jahre 
1785 der k. k. Religionsfondsherrschaft Gleink gegenüber erbötig 
machte, die Schriften dieses ein Jahr vorher aufgehobenen 
Benediktinerstiftes zu inventarisieren, legte er in Abschrift elf 
Atteste von Klöstern, Adeligen und verschiedenen Körperschaften 
bei, welche seine Befähigung für die Dienste eines Archivars dartun 
sollten.43) 
Der hier wiederholt aufscheinende Vermerk „Von Markt 
Weissenbach im Machlandtviertel gebürtig" gab einen Fingerzeig 
für weitere Nachforschungen über Trauners Herkunft. Sowohl 
die Tauf-, Trau- und Sterbematriken der Pfarre Unterweißenbach, 
als auch die im dortigen Bezirksgerichte befindlichen Verlassen¬ 
schaftsprotokolle haben erwünschten Aufschluß über die Familie 
Trauner gegeben. Seit langer Zeit bildete einen Haupteiwverbszweig 
der Bewohner des Mühlviertels die Leinenweberei, und diesem 
Berufe gingen auch die Eltern Trauners nach. Ihrem 1714 zu Unter¬ 
weißenbach geschlossenen Ehebund entsprossen vier Kinder, von 
denen der drittälteste Johann Adam am 1. August 1723 die Taufe 
erhielt.44) Wohlstand scheint im Elternhause nie geherrscht zu 
haben. Schon der Vater hatte beim Tode seiner verwitweten 
Mutter im Jahre 1713 mit noch zwei Geschwistern nur das kleine 
Erbe von 53 Gulden 45 Kreuzern erhalten.45) Ein trauriges Geschick 
wollte es, daß Johann Adam bereits mit vierzehn Jahren ganz ver¬ 
waist war und bei der Verlassenschaftsabhandlung 1737 nach Abzug 
der Schulden zusammen mit seiner Schwester Susanna den arm¬ 
seligen Betrag von 37 Kreuzern erhielt, welche, wie es im Inventur¬ 
protokoll heißt, „den armen Waislein sogleich hinausbezahlt wor¬ 
den sind".46) 
Unter solchen Verhältnissen konnte Trauner keine sonnige 
Jugendzeit erblühen. Es ist nur zu beklagen, daß seine Lebens¬ 
schicksale in den nächsten drei Jahrzehnten ganz in Dunkel 
gehüllt sind. Für die Zeit von 1737 bis 1766 haben wir nicht die 
geringste Nachricht darüber, welche Ausbildung er erhielt, welcher 
Beschäftigung er nachging und wo er tätig war. Wie wertvoll 
43) Landesarchiv Linz, Stiftsarchiv Gleink Bd. 3, Nr. 2. 
44) Taufmatriken der Pfarre Unterweißenbach. Während hier die Ein¬ 
tragung auf Johann Adam lautet, hat sich Trauner später auf Schriftstücken 
öfter auch mit Johann Adam Wolfgang unterzeichnet. 
45) Verlassenschaftsprotokolle beim Bezirksgerichte Unterweißenbach. 
46) Inventurprotokolle der Herrschaft Ruttenstein beim Bezirksgerichte 
Unterweißenbach.
	        
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