Volltext: Archivar Johann Adam Trauner

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Eduard Straßmayr, 
sie ihre ausgedehnten Korrespondenzen zu eigenen Sammelbänden 
vereinigten und dadurch für deren Erhaltung Sorge trugen. Auch 
in den Städten trat eine emsige archivalische Tätigkeit durch die 
Anlage von Kopialbüchern zutage, welche in Abschrift alle wichti¬ 
geren Privilegien und verbrieften Rechte der einzelnen Städte ent¬ 
halten.8) Unter ihnen ragt besonders Wels hervor, wo im Jahre 1563 
mustergültige Repertorien, nach den Stadtämtern geordnet, und 
Urbare angefertigt wurden.9) 
In den Rauernunruhen von 1626 wurden zahlreiche Archive 
stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Aufständischen steckten viele 
Ortschaften in Rrand und plünderten Städte, Klöster und Schlösser. 
Daß der allgemeinen Zerstörungswut auch Urkunden und Akten 
zum Opfer fielen,10) ist nicht Wunder zu nehmen. Im Kloster Gleink 
warfen die Rauern die im Kanzleiarchiv verwahrten Schriften in 
den Hof und zerrissen viele.11) Als das Stift Schlägl vollständig aus¬ 
geplündert und dann angezündet wurde, kam auch das Archiv zu 
großem Schaden.12) Ebenso hatten das Archiv und die Raitkammer 
der Stadt Wels Verluste zu beklagen.13) 
Nach harten Kämpfen war der Aufstand von 1626 nieder¬ 
geschlagen. Eine zügellose Soldateska, welche zur Strafe bei der 
Revölkerung einquartiert wurde, saugte das verarmte Land aus; 
strenge walteten die Kommissäre der Gegenreformation ihres 
Amtes. Die Ausweisung der unkatholischen Reamten hatte zur 
Folge, daß die Kanzleigeschäfte hie und da ins Stocken gerieten. Da 
protestantische Adelsfamilien das Land verlassen mußten und ihre 
Familienpapiere mitnahmen, erlitten die Archive empfindliche 
Einbußen.14) 
8) F. Krackowizer, Ergebnisse der im Auftrage des oberösterr. Landes¬ 
ausschusses im Sommer 1895 unternommenen Besichtigung der .vorzüglichsten 
Archive der Städte, Märkte und Kommunen von Oberösterreich (Linz 1895), 
S. 25, 26, 78, 79 und 97. 
9) Im Stadtarchive Wels befinden sich zehn solcher Handschriften mit 
prächtigen Ledereinbänden und sorgfältiger Schrift. 
10) Aussführliche Avisa auss Ennss, wie abermaln die Baurschafft den 
29. Julii Lintz mit Stürmen angeloffen .... Gedruckt zu Augspurg 1626. Flug¬ 
schrift der Nationalbibliothek in Wien Nr. 11.082—B. Vgl. A. Czerny, Bilder 
aus der Zeit der Bauernunruhen in Oberösterreich (Linz 1876), S. 161, 
n) Czerny, Einige Blätter aus der Zeit der Gegenreformation in Ober¬ 
österreich, Linzer Musealberichte Bd. 42 (Linz 1884), S. 162. 
i2) Pröll, Stift Schlägl S. 240. 
«) K. Meindl, Geschichte der Stadt Wels Bd. 1 (Wels 1878), S. XIII. 
14) So zog das Geschlecht der Zelking von Weinberg nach seinem 
Stammschloß Zelking in Niederösterreich und brachte die Familienschriften 
nach Dürnstein a. d. Donau. Zibermayr, Die St. Wolf ganglegende in ihrem 
Entstehen und Einflasse auf die österreichische Kunst, Linzer Musealberichte 
Bd. 80 (Linz 1924), S. 223.
	        
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