Bor 12 Uhr nachts des 2. November erließ das Divisivnskommando ein
telephonisches Abmarschaviso, nach welchem die ganze 8. JTD. im Lause der Nacht
abzumarschieren hatte und der Gruppe. Oberst B o n b a n k die Marschlinie über
K otowa Mola — I amttica — Grebow nach W v d r z a zugewiesen
wurde.
Die Stützpunkte der 2. Linie M. H. T n r b i a und Nordrand P i l ch ö w
waren durch die Abschnittsreserve sofort zu besetzen.
Um 12 Uhr 30 nachts des 3. November erging seitens des JTD.-Kommandos
die Disposition für diesen Tag. Sie lautete:
K. u. k. 8. Anfanterie-Trnppendivisionskommando,
op. Nr. 105.
Disposition für den 3. November 1914.
Döojn«, am 3. November 1914 um 12 Uhr 3V mittags.
1. Die eigene 1. Armee mußte vor übermächtigem Feinde westl. der Weichsel und in
südl. Richtung zurückweichen.
XIV. Korps ist dadurch gezwungen, trotz bisher heldenmütigem Ausharreu gleichfalls
zurückzugehen.
8. JTD. marschiert in der Nacht ab und bezieht eine Aufnahmsstellung westl. des
Legbaches, unter deren Schutz sie lange Rast hält. Weitere Befehle ergehen dort.
Das Zurückgehen der vordersten Linie vom San in allen Abschnitten hat in größter
Stille nm 4 Uhr zu erfolgen.
Fabini Gm.
Die anbefohlene Besetzung der 2. Linie als Nachhutstellung wurde durch
das 2. Feldbataillon durchgeführt und um 4 Uhr früh die vorderste Linie unter
Zurücklassung kleinerer Patrouillen geräumt, die durch heftiges Feuer den Ab-
marsch der Truppen zu verschleiern hatten.
Die Russen dürften trotz der beachtete,: Vorsicht eine Bewegung bemerkt
haben und verstärkten ihr Infanterie- und Artilleriefeuer zur Zeit des Rückzuges
der Kompagnien beträchtlich, so daß erhebliche Verluste eintraten.
Sie schienen aber nicht bemerkt zu haben, daß die eigene Front sich los¬
löste, denn sie drängten nicht nach, sondern legten auf die längst geräumten
Stellungen noch am Vormittag des 3. November ihr heftiges Artilleriefeuer.
Hiemit hatten die Kämpfe der zweiten Periode des Herbstfeldzuges 1914,
die für das Regiment nicht nur wieder sehr verlustreich, sondern auch sehr große
Anforderungen an die körperliche Widerstandsfähigkeit desselben stellten, ihr
Ende erreicht.
Der Bewachnngs- und Beobachtungsdienst am S a n war außerordentlich
aufreibend und gefährlich. Die im Sande aufgeworfenen Schützengräben boten
auch gegen Jnfanteriegeschosse keinen Schutz. Mühsam hergestellte Deckungen
waren in kurzer Zeit durch die genauestens eingeschossene russische Artillerie ver-
nichtet und aufgewühlt. Die vom Gelände sehr begünstigten russischen Stellungen
lagen meist auf dem 1 bis 2 Meter überhöhenden Sandamm. Ihre auf Bäumen
postierten Scharfschützen forderten durch Kopfschüsse auffällig viele Opfer unter
der eigenen Grabenbesatzung.
Die für die geschwächteil Kompagniestände allzugroße Ausdehnung der
Stellungen bedingte einen fast unausgesetzten Beobachtungsdienst, wodurch die
Besatzung nicht zur Ruhe kam.
Der stete aufreibende Grabendienst, der Aufenthalt in den nassen Gräben
usw. setzte die Widerstandsfähigkeit sehr stark herab. Trotzdem waren die Jäger
mutig und ausdauernd, wenn es galt, die über den San eingedrungenen Russen
zurückzuwerfen.