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die Verteidigungslinie dieser Kompagnie bis an den Waldrand zurückgedrängt, den
Damm besetzt und hatten auch in den Laufgräben vordringend Fortschritte
gemacht, wobei sie zwei dort befindliche Gebirgsgeschntze erbeuteten. Die 8. Feld-
kompaguie (Leutnant i. d, R. Klei u), die die Aufgabe hatte, die Russen in der
Front festzuhalten, hielt tapfer stand. Während des Feuerkampfes erlitt der
tapfere Offizier den Heldentod.
Zwei Züge der 12. Feldkompagnie unter Leutnant Kaiser und Kadett
Murauy säuberte« die Laufgräben, drängten die Russen bis an den Damm
und eroberten auf diese Weise auch die beiden Gebirgsgeschntze zurück.
Zu diesem Zeitpunkte traf Oberleutnant Machet mit einer Halb-
kompagnie der 5. Feldkompagnie ein, drang über den Damm hinaus und machte
im Vereine mit den zwei genannten Zügen der 12. Feldkompagnie einen schneidigen
Angriff mit seinem linken Flügel entlang des S a n, der die Russen in die Flanke
traf und ihre Stellung aufrollte. Hiebei erbeutete die Angriffsabteilnng 2 russische
Maschinengewehre und machte etwa 200 Gefangene/")
Das 3. Feldbataillon besetzte mit der 10., 9. und 12. Feldkompagnie das
Sanufer östlich des Wäldchens, 11. Feldkompagnie Reserve in demselben. Um
9 Uhr abends wurde es durch das Feldjägerbataillon 16 abgelöst uud traf um
10 Uhr 30nachts in Charzewice ein. Die 11. Feldkompagnie blieb als
Geschützbedeckung im Wäldchen. Da es auch dem 4. TJR. geluugen war, seine
alten Stellungen wieder zu besetzen, war im Abschnitte der 8. JTD. die Lage im
Allgemeinen wieder hergestellt.
Am nächsten Tage (2. November) wurden vom 2. Feldbataillon mehrere
Versuche gemacht, die bei K e p a übersetzten Russen wieder über den San zurück-
zuwerfen, doch scheiterten in dem unübersichtlichen, vom russischen Feuer voll-
kommen bestricheueu Gelände alle heldenhaften Angriffe unter großen Verlusten.
Dieses Bataillou hatte besonders starken Offiziersverlust zu beklagen. (Haupt-
mann Rößler 8. Feldkompagnie, Hauptmann Hesky Maschinengewehr-
abteilung 2, Fähnrich R e n n e r und F r i m l tot, Leutnant i. d. R. E d e r
verwundet.)
Das 3. Feldbataillon wurde um 7 Uhr früh von Charzewice nach
P i l ch o w herangezogen und löste abends das 1. Feldbataillon am San ab.
Inzwischen hatte sich aber die Lage auf dem übrigen Teil der großen
Schlachtfront ungünstig gestaltet. Die nördliche Flanke der deutschen 9. Armee
war bereits seit längerer Zeit in Gefahr, umfaßt zu werden. Dem konnte
GO. von H i n d e n b u r g auch nicht durch das Abbiegen desselben dauernd
entgegentreten. Dazu kam die immer mehr fühlbar werdende Übermacht der
Russen, so daß die deutsche Heeresleitung den bereits gefaßten Plan, der Zurück-
nähme der Front bis an die deutsche Grenze in die Tat umsetzte.
Mit diesem Falle rechnend hatte auch die österreichisch-ungarische Heeres-
leitung bereits Vorbereituugen zur Zurücknahme der Armeen getroffen, die im
Anschlüsse an die 1. Armee am 2. November für die südlich der Weichsel stehenden
Kräfte begonnen wurde.
*) Aus dem Belohnungsantrag: Zugsführer Ried er Robert aus Ried, Bezirk Schwaz
in Tirol nahm am 1. November bei Posauie mit nur 2Jägern 50 Russen gefangen.
Bei dem an diesem Tage stattgesundeueu Gefecht waren die Russen schrittweise aus dem
äußersten Laufgraben zurückgedrängt worden. Schließlich befanden sich im letzten Graben
bis zuni Wäldchen noch etwa 50 Russen. Riebet nahm aus eigenem Antriebe vom
rechten Flügel des Zuges 2Jäger mit sich, schlich an die Russen geschickt heran, drang
überraschend mit dem Bajonett auf sie eiu. Diese waren durch deu plötzlichen und unerwarteten
Angriff derart überrascht, daß sie sich ergaben. Zugsführer Nieder wurde für diese
tapfere und ohne Befehl durchgeführte Tat mit der goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.