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c) V o r r ü ck u n g d e r Gruppe Major von Z a l a y
(24. b i s 28. O k t o b e r.")
(Siehe Skizze 14 und 15.)
Am 24. Oktober um 5 Uhr früh marschierte das Bataillon, das dem Kaiser-
schützenregiment I (Oberst F l o r i o) unterstellt war, in seine Ausgangssituation
im Ko r i t n i c a - Bett, etwa 500 Schritte südlich der Flitscherklause ab, von
wo es um 4 Uhr nachmittags den weiteren Vormarsch begann und den West-
ausgang von Flitsch nach Überwindung großer Marschschwierigkeiten um 3 Uhr
früh des 25. Oktober erreichte. Nach einstündiger Rast mußte der Marsch fort-
gesetzt werden. Zerstörte Brücken und Stege verzögerten ihn derart, daß das
Bataillon mit dem Kaiserschützenbataillon II/KSch. I (Major Müsch) erst um
7 Uhr früh des 25. Oktober bei Saga eintraf. Das Kaiserschützenbataillon hatte
den Auftrag, den Hum zu nehmen, das Bataillon Major von Zalay sollte vom
Stolgipfel 1668 Besitz ergreifen und dann gegen Montemaggiore aufklären. Von
Saga aus begann den Aufstieg auf den Hum, an dessen Besitznahme durch
Abteilungen des Kaiserschützenbataillons auch der Zug des Leutnants i. d. Res.
Fleisch mann der 2. Feldkompagnie teilnahm, indem er im Verbände der
6/KSch. I den Sturm mitmachte. Die etagenförmige Anlage der italienischen
*) Aus dem Berichte der italienischen Untersuchungskommission über die Ursachen
der Niederlage der italienischen Armee im Oktober 1917 (,>Dal Jsonzo al Piave", 3 Bände)
ist zu entnehmen, daß der Montemaggiore am 26. früh durch die mit Auto von Bergogna
nach Monteaperta gebrachten Alpinibataillone Val Leogra und Bicocca der 7. Alpini-
grnppe unter Oberstbrigadier Sapienza besetzt wurden. Gleichzeitig kamen dazu noch fünf
Maschinengewehrkompagnien. Außerdem waren schon am 25. von der 8. Alpinigruppe die
Bataillone Val Ellero und Mte. Clapier als Verstärkung für den Montemaggiore
bestimmt. Von ersterem fehlen wohl Angaben, dagegen wird das Eintreffen des Bataillons
Mte. C l a p i e r in Monteaperta am 27. nachts bestätigt.
Der Widerstand der 2 Alpinibataillone und der 5 Maschinengewehrkompagnien der
Gruppe Oberstbrigadier Sapienza waren am Montemaggiore nicht zu verspüren.
Aus der Einvernahme der gegnerischen Kommandanten im Berichte der italienischen
Untersuchungskommission geht hervor, daß Oberstbrigadier Sapienza die starke Höhenstelluug
des Montemaggiore wegen des Vordringens der Gruppe Oberst Nürnberger über den Passo
Tanamea ins obere Val di Mea aufgab.
Uber die Wirkung des Vordringens des Regiments sagt Generalleutnant Cadorna vor
der Untersuchungskommission aus (II, 95):
„Das entscheidende Ereignis für den Rückzug an den Tagliamento war der Verlust
des Montemaggiore. Der Fall dieser ungemein starken Gebirgsstelluug, die die Stütze des
linken Flügels unserer Verteidigung bis zu den Flußmündungen bildete, kündigte tatsächlich
den unheilbaren Zusammenbruch der jütischen Front an. In dieser Lage hätte ein Auf-
schub von wenigen Stunden in der Ausgabe des Rückzugbefehles verhängnisvoll auf die
Rettung der Jsonzoarmeen und der Zona Carnia rückwirken müssen, welch letztere auch durch
feindliche Kolonnen ernstlich bedroht war, die in das Ucceatal eingedrungen waren und sich
am 26. im Val Resia verstärkten. Das Oberkommando erkannte nun, daß keine Möglichkeit
einer Offensive seitens der versammelten Kräfte mehr bestand und befahl den Rückzug."
Über die eminente Wichtigkeit deF Montemaggiore für die höhere italienische Führung
sagen die Berichte der Untersuchungskommission weiters folgendes aus:
Das italienische Oberkommando hatte schon am Ende des ersten Schlachttages um
23 Uhr dem 2. Armeekommaudo drei Widerstandslinien bekannt gegeben, an denen dem Vor-
dringen der Oesterreicher Einhalt zu tun sei. Alle diese drei Linien begannen im Norden
am Montemaggiore. Die erste endete auf der Globocakhöhe südwestlich Tolmein, die letzte
auf der Höhe nordwestlich Plawa.
Der Kommandant der 2. italienischen Armee, General Cappello, beantragte, als am
25. abends die erste und die zweite Stellung unhaltbar geworden war, den Rückzug der 2.
und 3. Armee über den Tagliamento oder wenigstens hinter den Torre.
Generalleutnant Cadorna aber entschloß sich noch am 25. um Mitternacht, die Linie
Montemaggiore—Pnrgesimo—Eorrada bis zum Äußersten zu halten.
Als jedoch am 26. abends der Montemaggiore verloren ging, erließ Cadorna in den
ersten Stunden des 27. die Befehle zum Rückzüge hinter den Tagliamento.