Volltext: Das k. u. k. 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger im Weltkriege 1914 - 1918

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4. In der Stellung bis 4. September. 
15. Juli. Von den Patrouillengängen verdient der des Leutnant R nnge 
Franz besonders hervorgehoben zu werden. Die Patrouille ging um 
ö Uhr 15 abends aus der R n n g e - Stellung ab und nahm den Weg ins 
Val G r a n d e über eine Stiege ui,d einen Kamin, der am Ende durch 
ein zweireihiges Hindernis abgesperrt war. Für etwa 100 Mann wurden 
gut erhaltene Unterstände vorgefunden. Um 10 Uhr nachts am Fuße der Fels- 
türme angekommen, begann die Patrouille den Aufstieg auf den linksseitigen Val 
Grande - Hang und arbeitete sich bis zu den Gebüschen der feindlichen 
C as a R a u t e - Stellung vor. Ein Vordringen bis zur Stellung selbst war 
wegen des völlig eingesehenen Geländes nicht möglich. Von hier ging die Pa- 
trouille gegen Griso, wo sie um 1 Uhr früh eintraf, alle Stellungen aber leer 
fand. Um 3 Uhr früh war sie in der Sektion 19 wieder eingerückt. Aus der 
verlassenen G r i f o - Stellung wurden später eingebracht: 28 Decken, 19 Zelt- 
blätter, 2Tornister, 6 Schaufeln, 3 Krampen, 27Säcke, 14 Sandsäcke und 
sonstiges Kriegsmaterial. 
Eine am 6. August vorgehende Patrouille wurde überfallen. Unterjäger 
Iörgler der 6. Feldkompagnie ging mit 3 Jägern aus der Sektion lg ab und 
gelangte bis in den Raum CasaRante. Am Rückwege kam er hinter G r i s o 
in einen feindlichen Hinterhalt, in welchem die Patrouille durch Gewehr- uub Hand¬ 
granatenfeuer zersprengt wurde. Bis auf den Jäger W inte r rückten jedoch alle 
vollzählig im Laufe der Nacht zur Kompagnie ein. Patrouillen, die am nächsten 
Tage den Ort des Hinterhaltes absuchten, fanden den Jäger W i n t e r mit einer 
zweifachen Schußwunde am Fuße hinter einem Feisblocke auf und brachten ihn 
in die Sektion zurück. 
Als zu Beginn des Sommers die Schneedecke wegschmolz, kamen im Val 
Grand e eine große Anzahl von Leichen gefallener italienischer Soldaten, dann 
Sandsackbauten und eine große Menge von Kriegsmaterial zu Tage. Das V a l 
Grande war im Jahre 1916 der Schauplatz eines heftigen und zweifellos tapfer 
geführten italienischen Angriffes, der hauptsächlichst durch die vernichtende Wir- 
kung eines Geschützes, das vom Monte M a j o in den Rücken der Angreifer wirkte, 
unter außerordentlich schweren Verlusten zusammengebrochen war.*) 
Der Sektionskommandant Oberleutnant Stolz begann im Monate Juli 
mit der Bergung des dort liegenden Materials. Es wurden bis anfangs August 
gesammelt: 51.09(1 italienische Gewehrpatronen, 479 Decken, 399 Zeltblätter, 1399 
Patronentaschen, 59 Gewehre, 599 Bekleidungsstücke verschiedener Art und eine 
große Menge von Leibriemen, Sturmhelmen, Krampen und Schaufeln. Die 
vorgefundenen Leichen der gefallenen italienischen Soldaten wurden beerdigt. 
Auch im Val Pajlecche kamen 6 verweste Leichname aus dem Schnee zu 
Tage, von denen einer als der Jäger Kribitzer der 1/22. Marschkompagnie 
des 4. TJR. identifiziert werden konnte. Aus einem bei ihm vorgefundenen Sack 
mit Verpflegsartikel konnte geschlossen werden, daß es sich um eine am Weg zur 
Sektion 21 durch eine Lawine in die Schlucht gerissene Fassungsmannschaft 
handelte. 
Die bis Mitte Juli durchgeführten Erkundungen hatten ergeben, daß der 
Gegner alle, in seiner vordersten Linie gelegenen Stellungen in und um G r i s o, 
den Eingang ins E a p r a r a - Tal und zur P a i l e c ch e - Schlucht freigegeben 
hatte. Seine neue Stellung zog sich am Hange des Monte P r n c ch e gegen den 
Nordausgang von D o p p i o auf das westliche Ufer der P o f i n a, begann dort 
wieder 399 Schritte nördlich D o p p i o mit einer Flankierungsanlage gegen den 
*) Die Akten über diesen Angriff liegen dem Verfasser nicht vor. Aus der Menge des 
aufgefundenen Ausrüstungsmaterials ist jedoch zu schließen, daß hier mehrere feindliche Kom- 
pagnien zum Angriff gruppiert waren.
	        
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