Volltext: Das k. u. k. 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger im Weltkriege 1914 - 1918

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Zeit vom Brigadekommando den Auftrag, mit der Gruppe Oberstleutnant C o v i n 
(4. TIN.) in der Direktion auf den U. H. N o v o s i e l k t*) vorzugehen. 
Hauptmann Kschwen d, der nach der Verwundung des Hauptmannes 
Br. B u s s ch e das Bataillonskommando übernommen hatte, führte das Halb- 
bataillon iu der angegebenen Richtung vor und brachte es unter dem Feuer 
eingegrabener russischer Schwarmlinien bis auf 300 Schritte an die feindlichen 
Stellungen herein. Hier nahmen die Kompagnien den Feuerkampf auf. 
So war wohl um etwa 8 Uhr früh der Angriff auf der ganzen Linie im 
russischen Infanterie- und Artilleriefeuer zum Stehen gekommen, doch war die 
Lage um diese Zeit noch nicht aussichtslos. Die Stimmung und die Zuversicht 
war bei den Kompagnien trotz der außerordentlich hohen Offiziers- und Manu- 
schastsverluste immer noch eine sehr gute. 
Dem Divisionskommando waren jedoch bereits in den frühen Morgen- 
stunden starke feindliche Kolonnen aus Süd und Südost im Anmärsche gemeldet 
worden. Es hielt die Fortsetzung des Angriffes für aussichtslos und mit 
Rücksicht auf den herabgesetzten Kräftezustand der Truppen und die gewaltige 
Übermacht des Gegners für gefährlich. Der Divisionskommandant faßte daher 
den Entschluß, das Gefecht abzubrechen und die Truppe» der Division hinter der 
H u e z a w a bei L a s z c z o w zu sammeln. 
Der vom Brigadekommando um 8 Uhr 40 vormittags erlassene Rückzugs- 
befehl traf zwar in kurzer Zeit beim Regimentskommando ein, drang jedoch zu 
den Schwarmlinien erst um die Mittagszeit, stellenweise überhaupt nicht durch. 
Viele Teile der.Feuerlinie traten die Rückzugsbewegung erst an, als sie 
Nachbargruppen im Rückzug sahen oder schon fast zu spät bemerkten, daß sie 
gänzlich isoliert oder von den vorstürmenden Russen beinahe überrannt oder 
umgangen waren. Das standhafte Ausharren und der Rückzug im deckungslosen 
Gelände brachten bedeutend schwerere Verluste als das vormittägige Gefecht 
mit sich. 
Bedauerlicherweise fielen auch sehr viele Verwundete, die während des 
Gefechtes - nicht zurückgebracht werden konnten, in Gefangenschaft. 
Das 3. Feldbataillon zog sich durch das. Wäldchen nördlich PosadoU', 
das 1. und das halbe 2. Feldbataillon über Zuliee in westlicher Richtung 
zurück. 
Ostlich dieses Ortes hatte das 3. Bataillon des 4. TIN. unter Oberstleutnant 
F i s ch e r v o n See August eine Aufnahmsstellung bezogen, bis die Überreste 
der Artillerie und der Infanterie Znliee passiert hatten. 
Die Bruchstücke des Regimentes sammelten sich bei Z i m n o, wo auch der 
Gefechtstrain glücklich eintraf. 
Die blutigen Gefechtsverluste und die große Zahl derjenigen, die in Feindes- 
Hand gefallen waren, weil sie tapfer bis zum äußersten standhielten, hatten den 
Gefechtsstand des Regimentes sehr herabgesetzt. Gegen Abend fand noch eine 
Anzahl von Leuten, die während der rückgängigen Bewegung von ihren Abteilungen 
getrennt worden waren, Anschluß an ihre Kompagnien. 
Die Division war von mindestens zwei frischen Divisionen des russischen 
XXI. Korps angegriffen worden und war daher, wenn in Betracht gezogen wird, 
daß ihre Gefechtsstände durch die vorangegangenen Kämpfe schon stark vermindert 
waren, einer Mehr als doppelten Übermacht gegenübergestanden. Daraus ist 
die hohe Verlnstzisfer zu erklären. 
Das Regiment verlor an diesem Tage schätzungsweise 50 Tote, 200 Ber- 
wundste und 300 Vermißte. Wie viele von letzteren nach dem Rückzüge tot am 
Schlachtfelde liegen geblieben waren oder verwundet in Feindeshand fielen, konnte 
nicht festgestellt werden. 
*) M. H. £=' Meierhof.
	        
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