Volltext: Das k. u. k. 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger im Weltkriege 1914 - 1918

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Bei größter Aufmerksamkeit konnten Wohl in den eingeschalteten Horch- 
pausen feindliche Bohrarbeiten festgestellt werden, ob sie aber gegen die eigene 
Minenkammer gerichtet waren, blieb unklar. 
Wiederholt wurdeu ungeachtet des feindlichen Feuers durch Bergführer und 
ausgesuchte Patrouilleure des Bataillons äußerst kühne Patrouillengänge vor die 
Wände des L a g a z u o i bis in die Nähe des feindlichen Felsbandes durchgeführt. 
Diese Patrouillierungen waren schwierige alpine Leistungen, bei denen ein Fehl- 
tritt den sicheren Tod bedeutete. 
Für die Sprengung waren 24.000 Kilogramm Sprengmunition zugewiesen, 
deren Transport auf das eigene Felsband bei Berücksichtigung der eingetretenen 
denkbar ungünstigen Verhältnisse eine hochtouristische Leistung und ein beson¬ 
ders schwieriger und ganze Kräfte erfordernder Teil der Unternehmung war. 
Das eingetretene Tauwetter hatte zum Abgang zahlreicher Grundlawinen geführt. 
Die auf das Feldband führende Seilbahn war durch Lawinen und durch ital. 
Artilleriefeuer gänzlich zerstört, so daß jede einzelne Munitionskiste durch Träger 
an ihren Bestimmungsort gebracht werden mußte. Bei Nacht beleuchtete der 
italienische Scheinwerfer von Monte Aver au den Aufstieg, der bei. der ge¬ 
ringsten vom Gegner bemerkten Bewegung unter starkes Artilleriefeuer genom¬ 
men wurde. 
Dank der Aufopferung, der Energie der Bergführer und der alpinen 
Abteilung des 3. Feldbataillous gelang es, in 6 Tagen den Munitionstransport, 
bestehend aus 1003 Kisten, zu bewältigen. Hiebei hielt die für denselben bestimmte 
Mannschaft die schärfste Disziplin. 
Am 11. Mai war die letzte Munitionskiste auf dem Felsbande untergebracht, 
ohne daß auch nur eine verloren gegangen war. 
Außer einem Beinbruch kamen keine Verletzungen unter den Trägern vor. 
Zur gesicherten Unterbringung der Sprengmunition diente der bereits 
erwähnte Sicherungsstollen, sowie je eine Kaverne der ersten und zweiten Linie 
der F e l s b a n d - Stellung. 
Zur Täuschung des Gegners wurde nach vollkommener Fertigstellung der 
Minenkammer in einer Nische unweit des Verdämmungswinkeks mit einem Bohr- 
Hammer weiter gearbeitet und in der gleichen Folge, wie bisher gesprengt. 
Die für die Ladung bestimmte Sprengmunition bestand aus: 108 Kisten 
C h l o r a t ä 30 Kilogramm, 540 Kisten Dynamon G ä 25 Kilogramm, 
300 Kisten Dynamon M a 18 Kilogramm, 30 Kisten Dynamon N 
ä20 Kilogramm, 25 Kisten Ekrasita 19 Kilogramm, 4 Jnitialbüchsen 
ä 19 Kilogramm. 
Die Schlichtung in der Minenkammer wurde derart vorgenommen, daß die 
Kisten mit den stärkeren Sprengmitteln feindwärts zu liegen kamen. Die Reihen- 
folge war: Dynamon G, Chlorat, Dynamon G, Dynamon M, 
Dynamon G, Dynamon M. 
Das Ekrafit wurde in Form eines liegende Kreuzes auf halber Höhe der 
Ladung verteilt und die Jnitialbüchsen in der Mitte dieses Kreuzes angebracht. 
Als Zündmittel waren 2 Leitungen mit elektrischer Zündung, 2 mit Knall- 
Zündschnur vorbereitet, welch letztere außerdem in Wasserleitungsröhren — gegen 
Beschädigungen geschützt — geführt waren. 
Als Verdämmnngsmaterial wurden die bereits mit Schotter gefüllten und 
vorbereiteten Säcke verwendet. Die Verdämmungslänge betrug 37 Meter und 
das dazu notwendige Material etwa 7 Eisenbahnwaggons Schotter. 
Das Laden und Verdämmeu war in 36 Stunden durchgeführt. Um beides 
in der kurzen Zeit bewältigen zu können, wurden 50 der stärksten und besten Leute 
des Bataillons nur für diesen Zweck auf das Felsband kommandiert. 
Als Zeitpunkt für die Sprengung war die 10. Abendstunde des 22. Mai 
bestimmt. Denn es war festgestellt, daß um diese Stunde die italienischen Ver-
	        
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