— 287 —
Der Kommandant der 4. Feldkompagnie (Hauptmann P f r o g n e r) be-
absichtigte, in der Nacht auf den 25. Oktober einen überraschenden Handgranaten-
angriff durch zwei Patrouillen durchführen zu lassen, indem eine von der
L a g a z u o i - Scharte, die andere abgeseilt über dem feindlichen Maschinen-
gewehr Handgranaten zu werfen hatte. Gegen eine gleichfalls in der Nähe be-
findliche, lästige italienische Batterie sollte ein überhängender Felsblock abgesprengt
werden. Das Unternehmen konnte jedoch zum beabsichtigten Zeitpunkte nicht
durchgeführt werden, weil die L a g a z u o i - Scharte die ganze Nacht über unter
Artilleriefeuer stand; die Sprengung erfolgte zu einem späteren Zeitpunkte mit
gutem Erfolge.
Die Gesamtverluste bis zum 24. Oktober betrugen 18 Tote, 63 Verwundete.
Um 12Uhr 30 mittags des 25, Oktober begann das Kanzelgeschütz von
Tofana II die Unterkunft des Kampfabschnitts- (Bataillons-) Kommandos zu
beschießen. Das Feuer war sehr präzis und setzte die Baracken in kürzester Zeit
in Brand. Menschenopfer waren nicht zu beklagen.
Das Kommando verlegte seine Unterkunft anfangs auf die F a n e s -
Scharte, dann bezog der engere Bataillonsstab seinen Standpunkt auf der
Lagazuoi - Alpe, während die Telefonzentrale und der Hilfsplatz (Assistenz-
arzt Dr. Dimmel) auf der F a n e s - Scharte verblieb. Als später auch dieser
Platz beschossen wurde, wurde auch der Rest des Kommandos auf die L a g a -
z u o i - Alpe verlegt.
Am nächsten Tage standen die zerstörten Baracken des alten Kommando-
standpunktes neuerdings unter Artilleriefeuer.
In dieser Zeit bot sich die Gelegenheit zur bereits geplanten Unternehmung
gegen das feindliche Maschinengewehrnest, die wegen ihres von Hauptmann
P s r o g n e r gut ausgedachten Planes und wegen der schneidigen Durchführung
des Patrouillenkommandanten besonders hervorgehoben zu werden verdient.
Hauptmann Psrogner hatte vorher schon angeordnet, daß ein am
östlichen Hange der L a g a z u o i - Scharte befindliches Maschinengewehr
bei Tag und Nacht bereit sei, das italienische Maschinengewehrnest unter Feuer zu
nehmen. Außerdem ließ er es durch die Postierungen flankierend beschießen.
Als dazu noch der angeforderte Minenwerfer eintraf, konnte auch mit ihm
flankierendes Feuer abgegeben werden. Trotzdem machte sich das italienische
Maschinengewehr in dunklen Nächten und bei Nebel weiterhin fühlbar. Da traf
ein alpines Detachement unter Reservefähnrich O l a ch er Hermann des 1.TJR.
mit der Bestimmung zum Angriffe auf das Maschinengewehrnest bei der 4. Feld-
kompagnie ein.
Hauptmann P f r o g n e r orientierte den Fähnrich an Ort und Stelle über
die gedachte Durchführung. Das linke Maschinengewehr am östlichen Hange der
L a g a z u o i -Scharte hatte sich genau für Nachtschuß einzurichten, durch intensives
Feuer das Heranschleichen der Patrouille an die feindliche Stellung zu ver-
schleiern und auch den Aufenthalt in ihr unmöglich zu machen. Letztere Aufgabe
fiel auch dem Minenwerfer zu, der eine Stunde lang nach Abmarsch der Patrouille
von der Lagazuoi - Scharte aus den italienischen Sandsackbau zu bearbeiten
hatte. Dadurch sollten auch die italienischen Sicherungsposten vertrieben werden.
Man rechnete, daß die Patrouille im hohen Schnee eine Stunde zum An-
schleichen an die feindliche Stellung benötigen werde. Als Zeichen zum Feuer-
einstellen für das Maschinengewehr und den Minenwerfer wurde die erste Hand-
granatenexplofion verabredet. Sollte jedoch als Zeichen, daß die Patrouille vor-
zeitig entdeckt sei, ein Abwehrfeuer aus der italienischen Stellung einsetzen, so
hätte die Patrouille Ö l a ch e r sogleich in der vor der italienischen Stellung
liegenden Schlucht zu verschwinden und das Maschinengewehr und der Minen-
Werfer sein Feuer zu verstärken.
Als um 7 Uhr 30 abends des 27. Oktober Nebel einfiel, ging der junge,
tapfere Fähnrich mit seiner kleinen Heldenschar das Unternehmen schneidigst an.