Betrachtungen und Folgerungen
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die im Oktober gegen Serbien begonnene Offensive mit der Besitz¬
nahme des ganzen Landes endete. Als dann im Jänner 1916 der Angriff
aus der Bocche gegen die Westfront von Montenegro unternommen
wurde, beteiligten sich die Besatz;ungen von Trebinje und Bileca an die¬
ser Aktion durch Ablenkungsstöße iin das feindliche Gebiet hinein.
VII. Betrachtungen und Folgerungen
Hiezu die Bilder 1 bis 6 der Figurentafel
In den vorstehenden Ausführungen wurden die operativen An¬
schauungen der österreichisch-ungarischen Heeresleitung vor dem Gro¬
ßen Kriege in ihrer Verbundenheit mit der Reichsbefestigung und hier¬
auf auch der Einfluß geschildert, den die Fortifikationen auf den Ver¬
lauf der Kriegshandluingen ausgeübt haben. Wir schließen nunmehr mit
einer Zusammenfassung und teilweisen Ergänzung der bisherigen Dar¬
legungen und knüpfen daran die Folgerungen, die sich für das Befesti¬
gungswesen der Zukunft ableiten lassen.
Nach der Annexionskrise zweifelte man in den leitenden militäri¬
schen Kreisen der Donaumonarchie nicht mehr daran, daß Österreich-
Ungarn bei jedem ernsteren Konflikte — sei es zwischen den beiden
europäischen Mächtegruppen, sei es auf dem Balkan — mit dem mäch¬
tigen Zarenreiche als gefährlichstem Gegner werde rechnen müssen.
Diese Erkenntnis nötigte dazu, alle Kriegsvorbereitungen, somit auch
die fortifikatorischen, jenem die größte Wahrscheinlichkeit aufweisen¬
den Falle anzupassen. Nach den Kräfteverhältnissen erschien es selbst¬
verständlich, die Masse der k. u. k. Streitkräfte gegen Rußland aufzu¬
bieten, während allen anderen sicher oder bloß möglicherweise auf den
Plan tretenden Feindmächten nur ein Mindestmaß an Truppen ent¬
gegenzustellen war.
Im Einklänge mit dem deutschen Bundesgenossen beabsichtigte der
k. u. k, Chef des Generalstabes, im Kriege gegen Rußland ein durchaus
offensives Verfahren einzuschlagen. Nach der in elfter Stunde be¬
schlossenen Rückverlegung der Heeresversammlung diente die befe¬
stigte San—Dniester-Linie bloß als Schirm während der Aufmarschbewe¬
gung. Glückten die Anfangsoperationen, so wären sämtliche Befestigun¬
gen Galiziens hinter der Heeresfront geblieben und nur bei allfälligen
späteren Rückschlägen zur Geltung gekommen. Das Schicksal wollte es
anders. Wohl drang der linke Flügel der k. u. k. Streitkräfte siegreich