Volltext: Die Reichsbefestigung Österreich-Ungarns zur Zeit Conrads von Hötzendorf (Ergänzungsheft 10 1937)

Die Balkanfront 
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den Kriegsstand zu bringen, zumal bei der Haltung Italiens auf eine 
unbedingt sichere Benützung des Seeweges nicht mit Bestimmtheit ge¬ 
rechnet werden kannte. Um so größere Ansprüche waren deshalb an 
das Befestigungswesen zu stellen. Dies geschah auch schon in der Ära 
Beck. Sein Nachfolger Conrad kannte Land und Leute seit den Kampf¬ 
jahren 1878 und 1882 genau. 
Nach den Gesichtspunkten, die er im März 1908 für diesen Neben¬ 
kriegsschauplatz aufstellte, sollten die wenigen zur Verfügung stehenden 
Truppen tunlichst im freien Felde verwendet und nicht übermäßig für 
Besatzungszwecke in Anspruch genommen werden. Somit erschien ihm 
eine Verringerung der Zahl befestigter Objekte geboten. Diese hatten 
als Depotpunkte für allen materiellen Bedarf — als „befestigite Torni¬ 
ster", wie man sie seinerzeit nannte — zu dienen, während die Truppen 
durch Befreiung vom Troß beweglicher gemacht werden sollten. Con¬ 
rad wollte daher die Depotpunkte nur mit einem Mindestmaß an 
Kräften festhalten und deshalb mit dem bisherigen System der kleinen 
Gürtelfestungen brechen. Die Stapelplätze sollten bloß durch vorge¬ 
schobene Forts und ohne ¡ausgesprochenen Gürtel gegen die Beschießung 
durch feindliche Artillerie geschützt werden. 
Nach der vom Herbst 1908 bis zum März des darauffolgenden 
Jahres dauernden Annexionskrise sah sich Conrad — mit der friedlichen 
Austragung des Streitfalles durchaus nicht einverstanden — veranlaßt, 
das Befestigungswesen in BHD. neuerlich zu überprüfen. Mit Sicherheit 
rechnete er jetzt darauf, daß die Serben und Montenegriner die nächst¬ 
beste Gelegenheit benützen würden, um ihr deutlich bekundetes Streben 
nach den südslawischen Provinzen Österreich-Ungarns in die Tat umzu¬ 
setzen. Die Serben mochten beabsichtigen, in Südungarn einzufallen und 
über die untere Drina vorzudringen, die Montenegriner, sich des Kü¬ 
stengebietes zu bemächtigen. Dies mußte verhindert werden. Die Pläne 
des Generalstabschefs sind seinem Werke „AMDZ." (I, 435) za ent¬ 
nehmen," wo es heiß t : 
„Ein Krieg gegen Serbien und Montenegro entschied sich in Serbien; gegen 
Serbien waren daher die entscheidenden Operationen zu richten, die Hauptkräfte zur 
Offensive über die untere Drina und die Save—Donau zu versammeln ... Im 
übrigen Gebiete, also an der mittleren Drina (von Foca bis Visegrad), dann in der 
Herzegowina und in Süddalmatien kam es hauptsächlich darauf an, etwaigen Erfolgen 
des Gegners Schranken zu ziehen, bis die Entscheidung in Serbien gefallen war." 
Vornehmlich handelte es sich Conrad um die Modernisierung und 
Ergänzung der befestigten Plätze in Süddalmatien (hierüber der vorige
	        
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