Volltext: Die Reichsbefestigung Österreich-Ungarns zur Zeit Conrads von Hötzendorf (Ergänzungsheft 10 1937)

Die Landfront gegen Italien 
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sich aber rühmen, ihren Vorfahren von anno 1809 nachgeeifert und den 
Kämpfern der vorderen Linie geholfen zu haben, dem Feinde den Weg 
bis zu der arg zerschossenen Stadt Tarvis zu versperren. 
Noch sind die beiden südlichsten Werkgruppen zu erwähnen, die 
den italienischen Isonzokämpfcrn die Schulterfreiheit nicht unwesent¬ 
lich beengten. 
Gegen das Werk Raibl der Seebachtal-Sperre feuerten Feld¬ 
geschütze aus dem Raccolanatal schon am 24. Mai 1915, allerdings 
ohne Schaden anzurichten. Beide etwas über 2 km hinter der Wider¬ 
standslinie liegende Panzerbatterien wurden im Mai und Juni andauernd 
beschossen; nach ihrer Desarmierung vollendete der Feind dann noch 
sein Zerstörungswerk. 
Lebhaft wurde um das Flitscher Becken gerungen. In der zweiten 
Hälfte Juni 1915 begann die Bekämpfung der Sperren. Mitte August 
verdoppelte der Feind seine Anstrengungen, sich zum Herrn dies Beckens 
zu machen, und schleuderte von Saga, Serpenizza und Ravna seine Ge¬ 
schosse gegen die Befestigungen, aus denen fast alle Geschütze und 
Maschinengewehre entfernt und im Nachbargelände aufgestellt worden 
waren. Immerhin zogen, wie auch anderwärts, diese Objekte das 
schwere feindliche Feuer auf sich und entlasteten hiedurch die Kampf¬ 
linie. Trotz der heftigen Beschießung blieben sie lange aktionsfähig. 
Würde aber der Rombon in Feindeshand gefallen sein, so wären sie 
nicht mehr zu halten gewesen. Indes scheiterten alle italienischen Ver¬ 
suche, sich dieses Bergmassivs zu bemächtigen. Nach gänzlicher Des¬ 
armierung fiel endlich das Panzerwerk dem feindlichen Artilleriefeuer 
zum Opfer, während sich in der nicht zu bekämpfenden Straßensperre 
(Flitscher Klause) lange Zeit hindurch ein Divisionskommando aufhalten 
< konnte. Kein feindliches Geschoß schlug dort ein. 
So hatten die Befestigungen an der österreichisch-ungarischen Süd¬ 
westfront durchwegs ihre Aufgabe erfüllt. Es war ein Glücksfall, daß 
die Italiener den Wert und die Bedeutung der Anlagen bei ihren Ope¬ 
rationen überschätzten. So schreibt Cadorna in seinen Memoiren von 
einer „ununterbrochenen, unübersiteigbaren Barriere ..., die die Aus¬ 
führung unseres strategischen Manövers verhinderte und un,s zum fron¬ 
talen Angriff zwang". Selbst nach vollständiger Desarmierung der 
Werke, als diese nur mehr als Scheinbauten und als gern von den Stäben 
aufgesuchte Beobachtungsstände ihre Daseinsberechtigung dartaten, 
rechnete der Feind noch mit ihrem Widerstande. Er verschoß gegen die 
Südtiroler Objekte eine Unmenge von Munition, mehr als zehnmal
	        
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