Volltext: Die Isonzoverteidigung (Ergänzungsheft 3 1932)

Die ersten Schlachten 
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Das war die erste Isonzoschlacht, die Schlacht des Handgemenges. 
Als sie am 6. Juli verstummte, hatten die k. u. k. Truppen ihre Stellun¬ 
gen restlos behauptet. 
Der ersten folgte die zwei Isonzoschlacht fast auf dem Fuße; schon 
am 18. Juli wurde sie mit einem bis dahin nicht erlebten Trommelfeuer ein¬ 
geleitet. Sie war ungleich großzügiger und auch planmäßiger angelegt als 
ihre Vorgängerin; in ihr tritt uns bereits der vollendete Typus jener 
eigentlichen großen Weltkriegsschlachten entgegen, wie sie in solch spezi¬ 
fischer Art nur an der Westfront und am Isonzo geschlagen worden sind. 
Nicht daß es kein Handgemenge mehr gegeben hätte; auch diesmal 
bildete es fast ausnahmslos die Endphase jeder Kampfhandlung, und 
beispielloser Heroismus hat sich darin ausgetobt. Aber der Schwerpunkt 
lag doch in der weit größeren Planmäßigkeit der Anlage und vor allem 
in der technischen Durchführung. Zum erstenmal erdröhnte am 18. Juli 
1915 auf diesem Kriegsschauplatze ein wirkliches Trommelfeuer nach 
westlichen Begriffen, hundert und mehr Einschläge in der Minute, zum 
großen Teil schwerer Kaliber, prasselten auf einzelne Kompagniefronten 
nieder, und viele Stunden lang hielt der Höllengreuel an, ehe der stets 
als Erlösung empfundene Moment eintrat, wo die Infanterie zum Sturm 
vorging. Um die Furchtbarkeit der Isonzoschlachten zu würdigen, muß 
man sich die Eigentümlichkeiten des Karstes, in dem and um den ge¬ 
kämpft wurde, vor Augen halten. Hier gab es keinen Lehm- oder Humus¬ 
boden, keinen le'chten Sandstein, wie in Galizien, Serbien und in der 
Champagne. Nackter, harter, splittriger Kalkstein überall, dem Spaten 
gegenüber fast unnachgiebig, nur mit Steinbohrwerkzeugen und Spreng- 
miiteln zu bearbeiten, dabei ein verhängnisvoller Verbündeter der Ar¬ 
tilleriewirkung, deren Effekt er durch seine Steinsplitter potenzierte. 
Die tiefwurzelnde Abneigung des österreichisch-ungarischen Soldaten 
gegen das Eingraben war ein unleugbarer, folgenschwerer Fehler, der 
bis zum Kriegsende trotz furchtbarer Erfahrungen nicht vollends auszu¬ 
rotten war. Nach den blutigen Lehren des Jahres 1914 hatte die Truppe 
nach Stabilisierung der Fronten wohl endlich graben gelernt, die Sache 
wurde an ruhigen Stellen wohl auch als eine Art Spielerei betrieben, 
und äußerst kunstvolle über- und unterirdische Anlagen wurden fertig¬ 
gestellt; alles natürlich im weichen galizischen oder syrmischen Lehm. 
Nun kam man in den Karst. Hier war das Graben keine Spielerei mehr, 
und so wurde zunächst einfach nicht gegraben. Die Truppen begnügten 
sich, die herumliegenden Steine nach dem Muster der allenthalben als 
Weidegrenzen aufgerichteten Steinriegel zu Deckungen aufzuhäufen,
	        
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