Volltext: Die Isonzoverteidigung (Ergänzungsheft 3 1932)

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anderen Seite die nur durch die gegen den Erbfeind herrschende Stim¬ 
mung voll erklärliche kampffrohe Zähigkeit der k. u. k. Truppen. Die 
erste Isonzoschlacht war trotz aller Opfer und Verluste so recht nach 
ihrem Geschmack; vielleicht nie im ganzen Kriege war die Stimmung 
gehobener als nach ihrem Ausklange. 
Zum Angriffe hatte Cadorna die aus vier Armeekorps bestehende 
3. Armee (Herzog von Aosta) eingesetzt, von der die Hauptkraft, drei 
Korps (etwa 130.000 Mann) mit etwa 500 Geschützen, den entscheiden¬ 
den Angriff auf dem vorspringenden Bogen der Karsthochfläche von 
Doberdo führen sollte; der Rest versuchte sich in mehr demonstrativen 
Angriffen gegen den ebenen Abschnitt südlich Görz. Auf dem Plateau 
stand die auf fünf Gebirgsbrigaden verstärkte k. u. k. 57. Infanterie¬ 
truppendivision (Feldmarschalleutnant Heinrich Goiginger), etwa 25.000 
Mann mit kaum 100 Geschützen, zur Abwehr bereit. Sie allein hat 
eigentlich die erste Isonzoschlacht geschlagen. Vom Monte Cosich bis 
gegenüber Gradiska tobte am Plateaurande der Kampf. Schweres, tage¬ 
lang anhaltendes Artilleriefeuer wechselte mit erbitterten Angriffen und 
Gegenstößen, mörderisches Handgemenge war an der Tagesordnung, 
und man dürfte nicht fehlgehen, wenn man in dieser Schlacht vom 
Kampf Mann gegen Mann die größten Verluste ableitet, die bei den 
Italienern nach Angabe italienischer Zeitungen an 80.000 Streiter, also 
die dreifache Zahl der Verteidiger, betragen haben sollen, wozu die auf¬ 
fallend kleine Gefangenenzahl in bewerkenswertem Gegensätze steht. 
Es war einer jener aus Haß und tiefster Erbitterung entspringenden 
Nahkämpfe, in denen kein Pardon gegeben wurde, nicht im Sinne eines 
Völkerrechtsbruches, sondern weil niemand daran dachte, ihn anzu¬ 
nehmen. Die ganze Schlacht wurde zu einer wirklichen blutigen Rauferei 
größten Stiles, in der die körperliche Überlegenheit und ehrliche Rauf¬ 
lust der Älpler,. Südslawen und Ungarn über die schmächtigeren, wenn 
auch vielleicht geschickteren Italiener schließlich den Ausschlag gab. 
Die Leichenhaufen in der Kampfzone waren tatsächlich großer, als sie 
je früher oder später auf so engem Räume beobachtet werden konnten; 
ein italienisches Bataillon, das den Hang bei Redipuglia erklommen 
hatte, wurde von einem ungarischen im Gegenstoße gegen den dortigen 
Eisenbahneinschnitt gedrängt und in seiner Gesamtheit über die zehn 
bis zwanzig Meter hohen senkrechten Felswände hinuntergeworfen; eine 
Isonzoinsel unweit Sagrado, auf der starke italienische Kräfte zusammen¬ 
gedrängt und vernichtet worden waren, behielt von da ab dauernd den 
Namen der „Toteninsel".
	        
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