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V c i t h
Bis zur Eroberung von Karfreit
Der gewaltigen sechsten Symphonie des Isonzoschlachtengottes
folgten noch im selben Jahre drei kleinere, stürmisch im Tempo, von
schwerster Instrumentation, aber von knappsten Dimensionen und ge¬
ringer Wirkung. Die siebente, achte und neunte Isonzoschlacht (14. bis
18. September, 9. bis 12. Oktober, 31. Oktober bis 4. November) gleichen
sich fast wie ein Ei dem anderen. Ihr Ziel war naturgemäß der weitere
Durchbruch nachTriest, ihr leitender Gedanke die Massen Wirkung auf
engstem Räume; dies ging so weit, daß diesmal sogar die Infanterie in
Stoßkörper zusammengepfercht wurde, die gleich der antiken Phalanx
buchstäblich auf physischen Massendruck berechnet und hiezu auch be¬
fähigt waren ; es ist klar, daß diese Massen im ersten Augenblick Erfolge
erzielen mußten, daß aber ihre Verluste in kürzester Zeit Dimensionen
annahmen, die ein Fortführen des Angriffes unmöglich machten; daraus
erklärt sich auch die auffallend kurze Dauer dieser drei Schlachten sowie
der Umstand, daß sie sämt¬
lich unmittelbar nach er¬
reichtem Anfangserfolge ab¬
gebrochen wurden. Gleich
unökonomisch ist vielleicht
seitunseren ersten Offensiven
Jahres 1914 das Men¬
schenmaterial im ganzen
Weltkrieg nicht wieder aufs
gesetzt worden; die Fol¬
ge war, daß selbst Cadornas
beste Truppen sturmscheu
wurden, so daß er gezwungen
war, fast alle Isonzo verbände
gegen an den übrigen Fronten
eingesetzte auszuwechseln;
diese gewaltige innere Um¬
gruppierung wurde auf un¬
serer Seite als Vorbereitung
einerneuenDezemberschlacht
gedeutet.Möglicherweisewar
diese auch beabsichtigt, doch
CadornasLaubf rösche bliesen
vorzeitig ab.
Die Isonzofront