Volltext: Die Isonzoverteidigung (Ergänzungsheft 3 1932)

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samt rund 100 Bataillonen brach er zur Verfolgung vor und rannte an 
die neue Front an. Zu seinen Gunsten sprach auch besonders die ar¬ 
tilleristische Lage. Beide Teile hatten zuletzt ihre meisten und besten 
Batterien sehr nahe der Front aufgestellt; während die Italiener nun¬ 
mehr bei der geringen Entfernung der neuen österreichischen Stellung 
ihre Geschütze aus den alten Positionen weiter verwenden konnten, 
hatten die österreichischen Batterien ihre Stellungen und überdies einen 
großen Teil der ohnehin spärlichen Munition verloren und waren daher 
in den nächsten Tagen dem Gegner gegenüber in jeder Hinsicht stark im 
Nachteil. Und über all dem stand auf der einen Seite das Bewußtsein 
des endlich errungenen großen Erfolges, auf der anderen das des nieder¬ 
drückenden schweren Verlustes der wichtigsten Stellung; wenn es je eine 
Situation gegeben hat, die den Stempel der Aussichtslosigkeit auf der 
Stirne trug, so war es dieser Versuch, den vollen Durchbruch des Gegners 
über Görz hinaus ins Wippachtal und weitèr gegen Triest aufzuhalten. 
Man hat sich seit der Marneschlacht gewöhnt, unerwartet glückliche 
Ereignisse als „Wunder" zu bezeichnen. Ein solches Wunder ist hier ge¬ 
schehen. Die dreizehn abgekämpften österreichischen Bataillone, in ganz 
unzureichend ausgebauter Stellung, von ihrer Artillerie nur notdürftig 
unterstützt, haben dem Ansturm der hundert italienischen Halt geboten. 
Erst zweieinhalb Jahre später, als es eine österreichisch-ungarische Ar¬ 
mee nicht mehr gab, haben Italiener die Gipfel des Monte San Gabriele 
und San Marco betreten dürfen. 
Bezeichnend sind die Verlustzahlen dieser Kämpfe. Die österreichi¬ 
schen Truppen des Görzer Abschnittes haben 233 Offiziere, 18.325Mann 
verloren, darunter 77 Offiziere, 6369 Mann „Vermißte", von denen er¬ 
fahrungsgemäß auf Seite des das Gefechtsfeld räumenden Teiles ein 
sehr hoher Prozentsatz auf ungeborgene Tote und Schwerverwundete 
entfällt; dagegen haben dieselben Truppen 86 Offiziere und 4200 Mann 
als Gefangene eingebracht, so daß die Zahl der unverwundet Gefan¬ 
genen trotz des gewaltigen numerischen Mißverhältnisses und des Ver¬ 
lustes der Brückenkopfstellung bestenfalls als auf beiden Seiten gleich 
bezeichnet werden kann. Der Verlust von Görz war ein harter Schlag 
für die k. u. k. Armee, aber ein Ruhmesblatt für ihre Truppen. 
Allerdings war das Unheil noch nicht erschöpft. Der Verlust des 
Görzer Brückenkopfes zog auch den des vorspringenden Teiles des 
Doberdoplateaus nach sich. Er wurde freiwillig geräumt. Noch einmal 
wurden die wütendsten Angriffe gegen den Monte San Michele abge¬ 
wiesen; dann gingen die unbesiegten Truppen des VII. Korps unbemerkt
	        
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