Volltext: Die Isonzoverteidigung (Ergänzungsheft 3 1932)

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V e i t h 
Rechnung. Wohl wurde die bereits weit in italienisches Gebiet vorge¬ 
triebene Offensive sofort gebremst, aber die freigewordenen Truppen 
rollten nicht zurück an den Isonzo, sondern in die Karpathen; ebenso 
fast alle Ersätze an Menschen, Material und Munition aus dem Hinter¬ 
land. Umsonst waren alle Versuche, durch allerhand Potemkiniaden den 
Gegner über den schwachen Schleier zu täuschen, der ihm gegenüber¬ 
stand; der Verrat eines besonders raffinierten, vorzüglich orientierten 
Überläufers verschaffte ihm volle Klarheit. Cadorna hatte jetzt die 
Hände frei und griff zu. Er hat die sechste Schlacht gründlich vorbe¬ 
reitet, gründlicher als irgend eine frühere, und sagte sie, aller Gepflo¬ 
genheit entgegen, öffentlich an. 22 Üivisionen waren bereitgestellt, 
italienische Zeitungen sprachen von 7000 Geschützen; die Zahl mag 
stark übertrieben sein, doch waren zahlreiche neue und wirksame Typen 
darunter. Der Hauptschlag galt wieder dem Görzer Brückenkopf. Hier 
stand auf unserer Seite die 58. Division mit 11 Bataillonen, davon die 
Hälfte Landsturm (Wiener und Dalmatiner) in der Front vom Monte 
Sabotino bis an die Wippach; ihr gegenüber schob Cadorna 5 Divisionen 
in der ersten Linie zusammen, so daß fast eine ganze Brigade auf ein 
österreichisches Bataillon entfiel. Anfang August setzte das Artillerie¬ 
feuer ziemlich allmählich auf der ganzen Front ein, am 5. begannen 
die demonstrativen Angriffe auf dem Plateau, am 7., nach einem Trommel¬ 
feuer von hier noch nicht erlebter Stärke, der Vorstoß auf den Brücken¬ 
kopf. Bis tief in den Bauch des Berges hinein waren alle Verteidigungs¬ 
anlagen zertrümmert, in blutigen Granattrichtern hielt sich an manchen 
Stellen die Besatzung; da erlag zuerst der gewaltige nördliche Eck¬ 
pfeiler der Stellung, der Monte Sabotino; durch geschickte Verwendung 
von Minenwerfern hatte der Feind es verstanden, die Verteidiger über 
den Zeitpunkt der Einstellung des Artilleriefeuers und des beginnenden 
Infanterieangriffs zu täuschen und in den Kavernen zu überrumpeln. 
Jetzt eilten die alten Helden des Brückenkopfes, das Dalmatiner In¬ 
fanterieregiment Nr. 22, diese Kerntruppe der Kerntruppen, aus dem 
Nachbarabschnitt zum Gegenangriff herbei; Zoll für Zoll gewannen sie 
Boden, schon wich ihnen der Feind; da wurde der Abschnitt von Osla via 
durchbrochen, die Braven im Rücken gefaßt und ihre Reste nach ver¬ 
zweifelter Gegenwehr gefangen. Einen Tag lang herrschte am rechten 
Isonzoufer ein vollständiges Durcheinander in mörderischem Kampf¬ 
gewühl, gegenseitigen Durchbrüchen und Umgehungen und gänzlicher 
Desorientierung; die Verhältnisse zu einem großzügigen Gegenangriff 
auszunützen, verbot der Mangel an Reserven und die spärliche Munition.
	        
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