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Veith
Blick auf das Doberdo-Plateau
(Kriegsbildsammlung Kriegsarchiv)
nur an den wenigen Stellen zu leiden, wo es ihnen gelungen war, sich
am Plateaurand festzusetzen; dafür litten sie in der Ebene und zum
Teil auch im Coglio bei andauerndem Regenwetter sehr unter der
Weichheit des Bodens und dem Grundwasser. Und wenn unsere Truppen
gelegentlich zur Ausgestaltung der Deckungen Leichen verwendeten, so
taten die Italiener in Augenblicken der Not dasselbe zur Festigung des
Bodens ihrer Gräben und Sappen. Am schlimmsten aber hatten sie es,
wenn sie irgendwo in unsere Stellung gedrungen waren und nun der
Gegenangriff über sie hereinbrach. Hier war die Domäne der öster¬
reichischen Artillerie; der Feind bekam am eigenen Leibe zu spüren,
was er mit seinem Trommelfeuer uns zugedacht, und nichts kennzeichnet
die Sache besser, als daß die bei solchen Gelegenheiten von uns ge¬
fangene Mannschaft sehr oft geistesverwirrt war.
Auch das gehörte zum Isonzo.
Während der dritten und vierten Schlacht und der nachfolgenden
Kämpfe war der große Balkanfeldzug abgerollt, in welchem die Mittel¬
mächte Serbien vollkommen niederwarfen. Starke Kräfte waren um die
Jahreswende dort freigeworden; zum ersten und einzigen Male war
eine große, Armeen umfassende Dispositionsreserve verfügbar, die be¬
greiflicherweise die Gegner nervös machte. Wo würden diese Kräfte
eingesetzt werden? — Ende Februar gaben die deutschen Kanonen vor
Verdun die Antwort. Aber auch die Ansammlung österreichischer Kräfte
in Südtirol blieb nicht verborgen; die Italiener kannten Conrad und
wußten nur zu gut, was sein Lieblingsplan war. Rein taktisch scheint