Volltext: Die Isonzoverteidigung (Ergänzungsheft 3 1932)

Die ersten Schlachten 
II 
Mulde von Medeazza aufgestellte starke Flankierungsgruppe von Flach¬ 
bahngeschützen jeden Angriffsversuch im Keime, und sie ist in diesem 
Sinne von größter Bedeutung geworden bis zum Ende der Isonzozeit; 
der Medeazza-Abschnitt war der einzige Teil der ganzen Karstfront, 
der bis zum Schlüsse unverändert in unserem Besitz blieb, und die 
Widerstandsfähigkeit der Hermada in der letzten Schlacht war haupt¬ 
sächlich dieser Artilleriegruppe zu danken. 
Die zweite Isonzoschlacht ist nicht plötzli h verstummt wie die erste, 
sondern allmählich abgeflaut; es ist, mehr oder weniger willkürlich, ihr 
Ende vom 10. August zu datieren. Sie ging in eine kaum unterbrochene 
Reihe kleiner Einzelkämpfe vorwiegend artilleristischer, teilweise aber 
auch infanteristischer Natur über, die von da ab zur Tagesordnung 
wurden. Tatsächlich hat es auf der Karsthochfläche seit dem Beginn der 
zweiten Schlacht kaum einen ruhigen Tag mehr gegeben bis zu jenem, da 
die Italiener über den Isonzo und die Landesgrenze zurückgeflutet waren, 
und fast allen folgenden Schlachten haftet hinsichtlich der Fixierung ihres 
Beginnes und noch mehr ihres Abschlusses eine gewisse Willkür an. 
Die ab Mitte August eingetretene relative Ruhe wurde fleißig ge¬ 
nützt, Stellungen, Kommunikationen wurden ergänzt und ausgestaltet, die 
Wasserversorgung auf breiteste Basis gestellt; Motor-Feldbahnen und die 
auch auf geleislosen Straßen verwendbaren „Landwehrzüge" (nach ihrem 
Schöpfer GM. v* Landwehr benannt) vermittelten den ungeheuren Ver¬ 
kehr zur Front. Die Kampftätigkeit ruhte dabei niemals, und durchaus 
nicht immer hatten die Italiener die Initiative. Weittragende Geschütze 
wurden eingestellt, deren eines überraschend den fast 20 km entfernten 
italienischen Flugplatz zerstörte, während andere hauptsächlich die von 
Überläufern ermittelten Standorte der höheren Kommanden bedachten; 
in einem solchen Falle hat der Besitzer eines in einem friaulischen Dorfe 
ziemlich versteckt gelegenen Schlosses, in dem ein feindliches Korps¬ 
kommando hauste, das Feuer gegen den ererbten Sitz seiner Ahnen per¬ 
sönlich und erfolgreich geleitet. Von größter Wichtigkeit aber waren jetzt 
die sanitären Vorsorgen, um die sich Erzherzog Joseph durch unermüd¬ 
liche persönliche Intervention, dann in seinem Auftrage Generalstabsoberst 
a. D. Graf Bellegarde die größten Verdienste erwarben; es gelang tatsäch¬ 
lich noch im Laufe des Herbstes, die Cholera zum Erlöschen zu bringen. 
So sah die k. u. k. Isonzoarmee der nächsten Schlacht in wesentlich 
besserer Verfassung entgegen. Es wurde aber Mitte Oktober, bis Cadorna 
sich wieder entschloß, den unterbrochenen Spaziergang fortzusetzen; 
diesmal nicht über die Karsthochfläche, sondern über Görz.
	        
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