Die ersten Schlachten
II
Mulde von Medeazza aufgestellte starke Flankierungsgruppe von Flach¬
bahngeschützen jeden Angriffsversuch im Keime, und sie ist in diesem
Sinne von größter Bedeutung geworden bis zum Ende der Isonzozeit;
der Medeazza-Abschnitt war der einzige Teil der ganzen Karstfront,
der bis zum Schlüsse unverändert in unserem Besitz blieb, und die
Widerstandsfähigkeit der Hermada in der letzten Schlacht war haupt¬
sächlich dieser Artilleriegruppe zu danken.
Die zweite Isonzoschlacht ist nicht plötzli h verstummt wie die erste,
sondern allmählich abgeflaut; es ist, mehr oder weniger willkürlich, ihr
Ende vom 10. August zu datieren. Sie ging in eine kaum unterbrochene
Reihe kleiner Einzelkämpfe vorwiegend artilleristischer, teilweise aber
auch infanteristischer Natur über, die von da ab zur Tagesordnung
wurden. Tatsächlich hat es auf der Karsthochfläche seit dem Beginn der
zweiten Schlacht kaum einen ruhigen Tag mehr gegeben bis zu jenem, da
die Italiener über den Isonzo und die Landesgrenze zurückgeflutet waren,
und fast allen folgenden Schlachten haftet hinsichtlich der Fixierung ihres
Beginnes und noch mehr ihres Abschlusses eine gewisse Willkür an.
Die ab Mitte August eingetretene relative Ruhe wurde fleißig ge¬
nützt, Stellungen, Kommunikationen wurden ergänzt und ausgestaltet, die
Wasserversorgung auf breiteste Basis gestellt; Motor-Feldbahnen und die
auch auf geleislosen Straßen verwendbaren „Landwehrzüge" (nach ihrem
Schöpfer GM. v* Landwehr benannt) vermittelten den ungeheuren Ver¬
kehr zur Front. Die Kampftätigkeit ruhte dabei niemals, und durchaus
nicht immer hatten die Italiener die Initiative. Weittragende Geschütze
wurden eingestellt, deren eines überraschend den fast 20 km entfernten
italienischen Flugplatz zerstörte, während andere hauptsächlich die von
Überläufern ermittelten Standorte der höheren Kommanden bedachten;
in einem solchen Falle hat der Besitzer eines in einem friaulischen Dorfe
ziemlich versteckt gelegenen Schlosses, in dem ein feindliches Korps¬
kommando hauste, das Feuer gegen den ererbten Sitz seiner Ahnen per¬
sönlich und erfolgreich geleitet. Von größter Wichtigkeit aber waren jetzt
die sanitären Vorsorgen, um die sich Erzherzog Joseph durch unermüd¬
liche persönliche Intervention, dann in seinem Auftrage Generalstabsoberst
a. D. Graf Bellegarde die größten Verdienste erwarben; es gelang tatsäch¬
lich noch im Laufe des Herbstes, die Cholera zum Erlöschen zu bringen.
So sah die k. u. k. Isonzoarmee der nächsten Schlacht in wesentlich
besserer Verfassung entgegen. Es wurde aber Mitte Oktober, bis Cadorna
sich wieder entschloß, den unterbrochenen Spaziergang fortzusetzen;
diesmal nicht über die Karsthochfläche, sondern über Görz.