Volltext: Die Isonzoverteidigung (Ergänzungsheft 3 1932)

IO 
V e i t h 
regimentes Nr. 28 „König von Italien", das auf dem nördlichen Kriegs¬ 
schauplatz wegen Verrates seine Fahne verloren, hatte ihn in bravou¬ 
rösem Sturm zurückgewonnen und bis zum Eintreffen weiterer Reserven 
gegen eine gar nicht abzuschätzende Ubermacht gehalten. 
Die Kämpfe in jenem Abschnitte zeitigten überhaupt Bilder einer 
über alle Vorstellung hinausgehenden kriegerischen Wildheit. Wohl 
waren die Deckungen vor der Schlacht mit allerhand technischen Mitteln 
leidlich ausgestaltet worden; aber, vom rasenden Trommelfeuer ein¬ 
geebnet, konnten sie im andauernden Kampfe nicht wieder erneuert 
werden. Hier ward die aus grauem Altertum als grausige Sage über¬ 
lieferte Ungeheuerlichkeit zur Tatsache, daß schließlich die feindlichen 
Leichen zur Ausbesserung der Deckung Verwendung fanden. 
Immerhin war es den Italienern gelungen, den äußersten Plateau¬ 
rand beiderseits von Sagrado dauernd in die Hand zu bekommen; in 
dem ausspringenden Winkel des gewonnenen Raumes stellten sie eine 
Feldbatterie auf, die die anschließenden Abschnitte unserer Front emp¬ 
findlich flankierte. Die Stellung dieser Batterie war räumlich äußerst 
beschränkt und unserer Artillerie genau bekannt; und so vernichtete 
Tag für Tag ein eigens dazu bestimmter 30.5 Mörser die lästige „Laus 
im Pelz". Und Tag für Tag wurde sie von den Italienern wieder ersetzt. 
Unsere Telephon-Abhorchapparate — in die feindlichen Hindernisse ein¬ 
gegrabene Konservenbüchsen — vermittelten uns die ergreifenden Ab¬ 
schiedsworte, welche den Todgeweihten von ihren Kameraden gewidmet 
wurden. In diesem Stile ist am Isonzo gekämpft worden. 
In den Reihen der k. u. k. Truppen wütete außer den italienischen 
Geschossen damals noch ein anderer Feind, die Cholera, die das 
VII. Korps aus den Karpathen mitgebracht hatte, und die gerade in der 
zweiten Schlacht zum schwersten Ausbruch kam. Sie steigerte die Lage 
erst zur vollen Grauenhaftigkeit. Aus den exponierten, vielfach un¬ 
fertigen Deckungen der vordersten Kampflinien konnten Erkrankte oft 
tagelang nicht zurückgebracht werden; die Gesunden mußten neben 
den Verseuchten ausharren, die Begleiterscheinungen der Krankheit 
Körper an Körper über sich ergehen lassen, neben den von Granaten 
zerschmetterten Leichnamen der Gestorbenen Stunden und Tage ver¬ 
bringen. Die noch nicht überall fertiggestellte Ausgestaltung der Stel 
lung und die darin wütende Cholera haben die zweite Isonzoschlacht in 
vieler Hinsicht zur furchtbarsten gemacht. Die Verluste waren sehr 
hoch, obwohl der eigentliche Kampfraum auf die Front von Monte San 
Michele bis Selz beschränkt blieb. Südlich davon erstickte eine in der
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.