Die ersten Schlachten
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Wassermangel, gewidmet, wobei auch die Wünschelrute eine Rolle
spielte ; und es ist wohl als eine der großartigsten technischen Leistungen
des Krieges zu bezeichnen, daß es, und zwar zum guten Teil noch wäh¬
rend des Tobens der zweiten Isonzoschlacht, wirklich gelang, durch ein
großzügiges Leitungsnetz fast die ganze Front ausreichend mit Wasser
zu versorgen. Daß es nebstbei nicht unterlassen wurde, das von Haus
aus nicht gerade schlechte, aber für die augenblicklichen Anforderungen
natürlich lange nicht ausreichende Kommunikationsnetz ausgiebig aus¬
zugestalten, ist selbstverständlich; nicht unerwähnt bleiben dürfen end¬
lich die im Karste überaus wichtigen Schutzbauten gegen die Bora, jenen
furchtbaren Sturm, den nur der Karst kennt, von dem nur der, der ihn
einmal mitgemacht, sich eine beiläufige Vorstellung zu bilden vermag.
Zur zweiten Isonzoschlacht hat Cadorna 18 Divisionen mit zirka
900 Geschützen im wesentlichen gegen denselben Raum wie in der
ersten eingesetzt. Auch diesmal war die vorspringende Ecke des Karst¬
plateaus der Brennpunkt der Kämpfe; gegen den Görzer Abschnitt er¬
folgten kurze, harte, aber doch nur demonstrative Angriffe, die keiner¬
lei Frontverlust zur Folge hatten, wohl aber einen schweren persön¬
lichen : Obstlt. v. Körner, der glänzende Organisator der artilleristischen
Verteidigung, erlag auf dem Castell der Stadt einer feindlichen Granate.
Auf der Karsthochfläche von Doberdo stand diesmal dem Feinde
außer den fünf Brigaden der 57. Infanterietruppendivision noch das aus
der Kärntner Front herübergezogene VII. Korps gegenüber, dem nun
auch die 57. Division unterstellt wurde. Kommandant war Erzherzog
Joseph, einer der volkstümlichsten Führer der Armee, von vorbildlicher,
mit seltener Ruhe gepaarter persönlicher Bravour und unermüdlicher
Fürsorge für die Mannschaft; besonders von den Ungarn wurde der
„ungarische Erzherzog" geradezu vergöttert. Die Ungarn trugen dies¬
mal auch die schwerste Last des Kampfes, die Verteidigung der Höhen
bei Sagrado und des unvergeßlichen Monte San Michele, des neben dem
Col di Lana wohl meistgenannten Berggipfels aller österr.-ungar. Kriegs¬
schauplätze. Es bedurfte aber eines gewaltsamen Kommandowechsels,
bis die Honvéd sich so weit versteifte, daß die Gefahr als gebannt gelten
konnte; erst der menschlich harte, unbeugsame Generalmajor v. Luka¬
chich hat es zustande gebracht, eine jener Naturen, die nur in Augen¬
blicken höchster Krisis, dann aber allein am Platze sind. Vorher hatte
es einen bösen Augenblick gegeben; die Honvéd hatte den das ganze
Plateau beherrschenden Berg verloren, und das allerdings gut zur Hälfte
aus Deutschen bestehende Marschbataillon des tschechischen Infanterie-