Volltext: Die Kriegspläne Italiens gegen Österreich-Ungarn (Ergänzungsheft 2 1931)

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Leppa 
Sambor (vgl. Österreich-Ungarns letzter Krieg, Seite 252, Anmerkung 1). 
Schließlich meint Golowin, der Rückzug der russischen 5. Armee machte 
diese frei zu einer Bewegung gegen die Flanke des Gegners, der gegen 
Krasnostaw vorging. Diese Bewegung der russischen S.Armee bewog 
den Gegner nicht nur zur Aufgabe des Durchbruches. Sie hatte auch 
alle Aussichten, die Schlacht bei Lublin zu einem russischen Sieg zu 
erheben. Wenn sich dann noch das beabsichtigte Vorgehen der russi¬ 
schen 9. Armee auf beiden Ufern der Weichsel verwirklichen ließ, führte 
dieser Sieg bei Lublin die Russen vielleicht in eine überaus günstige 
strategische Lage zur Weiterführung des Feldzuges in Galizien — aber 
besonders zu einer Umfassung des k. u. k. Heeres, soweit es in Galizien 
versammelt war, indem diesem die nach Krakau und Westgalizien füh¬ 
renden Verbindungen abgeschnitten wurden. 
Seine Betrachtungen über die Grenzschlachten 1914 in Galizien 
und Polen schließt General Golowin ab, indem er zugleich ein Urteil 
über die beiderseitige Heerführung fällt: „Am 31. August wurden durch 
die gleichzeitigen Entschlüsse der Heeresleitungen auf beiden Seiten 
zwei Armeen — die russische S.Armee und die k. u. k. 4. Armee — vom 
Schlachtfeld bei Tomaszów (Komarów) abgezogen. Diese Entschlüsse er¬ 
gaben eine vollkommen andere Verteilung der Kräfte in der Galizischen 
Schlacht. Bis zu dieser Zeit war infolge der Fehler des russischen Feld¬ 
zugsentwurfes die Überlegenheit an Kräften zwischen Weichsel und Bug, 
auf dem strategisch wichtigeren Gebiet der Galizischen Schlacht, auf 
Seiten des k. u. k. Heeres. Nun aber ging die Überlegenheit an Kräften in 
diesem Raum, der noch immer den Vorrang der strategischen Wichtigkeit 
behielt, infolge der Fehler des Generals v. Conrad auf die russische 
Seite über. Damit schließt der erste Abschnitt der Galizischen Schlacht. 
Das Urteil, das der russische Generalleutnant Nikolaus Nikolaje- 
witsch Graf Golowin über die Heerführung des Feldmarschalls Conrad 
während der galizisch-polnischen Grenzschlachten des Jahres 1914 fällt, 
ist hart und scharf. Es mag oft zu weit gehen. Vielleicht ist der General 
aus seiner Lehrtätigkeit her gewohnt, nur Höchstes anzuerkennen und 
als Vorbild hinstellen zu können. Vielleicht verschließt er sich allzu sehr 
der Tatsache, daß selbst die größten Feldherren und Heerführer aller 
Zeiten gefehlt und gesündigt haben gegen die unwandelbaren, ehernen 
Gesetze des Krieges. Es muß übrigens auch hervorgehoben werden, daß 
selbst die russischen Heerführer meistens schlecht bei ihm wegkommen. 
Die Iwanow, die Rußki, die Brussilow, die Januschkjewitsch und Dani- 
low, sie alle verfallen der Schärfe Golowinscher Beurteilung.
	        
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