Volltext: Die Kriegspläne Italiens gegen Österreich-Ungarn (Ergänzungsheft 2 1931)

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nichts unternommen. Er überschätzte — nach Golowin — die Eigen¬ 
schaften seiner Truppen und unterschätzte außerordentlich die russi¬ 
schen Truppen. Er verfolgte aber zu gleicher Zeit mehrere Hauptziele: 
er griff gegen Lublin an, er griff gegen Cholm an, und er wollte Lemberg 
festhalten. Infolgedessen blieb die Zahl der Kräfte, die der k. u. k. 4. Ar¬ 
mee zufielen, bei den gleich hochstehenden Eigenschaften beider Gegner 
reichlich knapp. General Golowin schließt diese Betrachtung: Wenn 
General v. Conrad nach den Vorschlägen Golowins die k. u. k. 4. Armee 
verstärkt hätte, wären nicht nur die Unifassungsgruppen dieser Armee 
genügend stark, sondern auch hinreichend gesichert gewesen. „Wenn er 
so gehandelt hätte, dann hätte General v. Auffenberg und die beiden 
Erzherzoge — Peter Ferdinand und Joseph Ferdinand — sich weniger 
besorgt zu einem möglichen Angriff gegen den Rücken des Russen ge¬ 
wandt" (Golowin, a.a.O., Seite 425). 
So aber handelte General v. Conrad anders. Wohl hätte ihm die 
zaudernde Haltung des russischen 3. Armeekommandos dazu die Mög¬ 
lichkeit gegeben, den rechten Flügel der k. u. k. 4. Armee zu verstärken, 
zumal eben die russische S.Armee in Untätigkeit verharrte, besonders 
auf ihrem rechten Flügel, und so die Kräfteverschiebung ungehindert vor 
sich gehen konnte, aber Conrad blickte ostwärts. Er entschied sich nicht 
für diese Truppen ver sehr* ebung, sondern er trug dem linken Flügel der 
3. Armee den Gegenangriff gegen die Umfassungsversuche der russischen 
3. Armee auf. Dazu verstärkte er die k. u. k. 3. Armee am die 23. HID. 
und die 97. LstBrig., nachdem er ihr schon vorher die 44. SchD. zuge¬ 
schoben hatte. Er wandte sich also einer weniger wichtigen Aufgabe zu. 
Schließlich wendet sich General Golowin bei der Abschätzung der 
beiderseitigen Lage am 31. August abends, also am Ende der galizisch- 
polnischen Grenzschlachten — Schlacht bei Krasnik und Lublin, Schlacht 
bei Komarów oder Tomaszów, Schlacht bei Zloczów und an der Gnila- 
Lipa — dem Entschluß des Generals v. Conrad zur Schlacht bei Rawa- 
Ruska—Lemberg zu (vgl. hiezu: Österreich-Ungarns letzter Krieg, Seite 
249/258, 262/263 und 269/274). Am 31. August abends sei der General 
entschlossen gewesen, die Hauptkräfte der k. u. k. 4. Armee aus der Rich¬ 
tung Cholm wegzuziehen und sie gegen Südost einzusetzen, wo er eine 
Schlacht mit seiner 2., 3. und 4. Armee zu schlagen beabsichtigte. Dieser 
Entschluß habe den allerersten operativen Erwägungen des Generals ent¬ 
sprochen. Aber in seinen grundlegenden operativen Entwürfen hatte der 
General die Absicht, diese Wendung des Feldzuges erst nach Erlangung 
eines entscheidenden Sieges zwischen Weichsel und Bug herbeizuführen
	        
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