Volltext: Die Kriegspläne Italiens gegen Österreich-Ungarn (Ergänzungsheft 2 1931)

Die Galifcische Schlacht 
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Schlachtreihe den Gegner angehen. Nun aber, meint Golowin, hätten 
zwischen Wieprz und Huczwa neun Divisionen der k. u. k. 4. Armee auf 
einer Breite von 60 Kilometern gefochten. Es kamen also auf eine In¬ 
fanteriedivision etwa sieben Kilometer. Diese Breite erscheine ange¬ 
messen im ersten Abschnitt der Heeresbewegungen, solange beide Gegner 
noch im Marsch begriffen sind. Sobald aber die Armeeschlacht beginne 
— und wenn noch an dieser Truppen des Gegners von besonderer Güte 
beteiligt seien —, so sei die Breite von sieben Kilometern für eine In¬ 
fanteriedivision zur Durchführung eines entscheidenden Angriffes nicht 
angemessen. Die Breite der Infanteriedivision — sobald die Strategie in 
die Taktik übergeht — darf im Bewegungsgefecht nur die Hälfte und 
beim Angriff auf eine rechtzeitig befestigte Stellung des Feindes nur ein 
Drittel der angegebenen Grundbreite betragen. Außerdem hätte in der 
Schlacht bei Komarów die tapfere Haltung des russischen V. und des 
XIX. Korps die k. u. k. 4. Armee nach der Mitte zusammengezogen. Wahr¬ 
scheinlich aber war General v. Conrad über die Lage der k. u. k. 4. Armee 
nicht recht im Bild, als er diese Rechnung aufstellte, sagt Golowin. 
General v. Golowin führt nun eine lehrreiche Erinnerung an: „Es 
ist von besonderem Wert, daß der russische Generalstab das Auseinan¬ 
derflattern der Anstrengungen des k. u. k. Heeres bei seinem Angriff 
zwischen Weichsel und Bug vorauserriet. In der im Jahre 1904 heraus¬ 
gegebenen „Strategischen Beschreibung der Südfront des Warschauer- 
Militär-Bezirkes44, zusammengestellt von dem Obersten im Generalstabe 
Maljejew unter der Leitung des Generalleutnants v. Hörschelmann, da¬ 
maligen Leiters des Generalstabes des Warschauer Militär-Bezirkes, 
stand f olgendes : „Es ist möglich, zu dem Ergebnis zu gelangen, daß das 
k. u. k. Heer im Hinblick auf seine Überlegenheit in den Streitkräften 
zum Angriff auf Brest-Litowsk seine Korps ungefähr und gleichmäßig 
auf die ersten zwei Operationsrichtungen auseinanderteilt, das ist auf 
Lublin und Cholm.4k General Kuropatkin, der damals Kriegsminister 
war, schrieb, als er dieses Ergebnis durchlas, folgende, bestimmt zu¬ 
treffende Bemerkung an den Rand: „Das wäre ein großer, für uns wün¬ 
schenswerter Fehler.44 (Golowin, a.a.O., Seite 387). 
Nochmals kommt General Golowin auf die Schlacht bei Komarów 
zu sprechen. Sie hätte gezeigt, daß die Umfassungsgruppen nicht nur 
unter hochstehenden Führerpersönlichkeiten stehen mußten; sie habe 
auch bewiesen, daß diese Gruppen nicht stark genug gemacht werden 
könnten, besonders dann, wenn der Gegner an Tapferkeit keineswegs 
unterlegen sei. Aber General v. Conrad habe gerade in dieser Richtung
	        
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