Die Galizische Schlacht
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durch Angriff von Westen und von Süden über den Dniester abzuwehren
(Österreich-Ungarns letzter Krieg, Seite 205/210), nennt er „tatsächlich
und vollkommen phantastisch". Dieser Befehl sei die unausbleibliche
Folge des Versagens der k. u. k. Reiteraufklärung und des Briefes des
Generals v. Köveß an General v. Conrad über die Aufklärungsergebnisse
und die Ereignisse in Ostgalizien. Doch schon am nächsten Tag sei
General v. Conrad von diesem phantastischen Gedanken abgekommen.
General Golowin wendet sich der Schlacht bei Komarów, oder, wie
er und die Russen überhaupt sie nennen, der Schlacht bei Tomaszów
zu (Österreich-Ungarns letzter Krieg, Seite 189/191, 197/203, 224/230
und 234/242). General v. Conrad habe sich mit der Absicht des Generals
v. Auffenberg, der russischen 5. Armee ein „Canna4 zu bereiten, ein¬
verstanden erklärt. Nun hätte er auch die k. u. k. 4. Armee nach Kräften
verstärken müssen, damit sie den entscheidenden Sieg erringe, zumal
bei Krasnik die günstige Gelegenheit verpaßt war. General Golowin
macht folgenden Vorschlag: Das 10. Korps der k. u. k. 1. Armee über¬
nimmt mit zwei Divisionen den Schutz der linken Flügelgruppe der
k. u. k. 4. Armee gegenüber dem linken Flügel der russischen 4. Armee
und gegen das russische 25. Korps bei Krasnostaw. Die 45. SchD. aber
tritt zur k. u. k. 4. Armee über und verstärkt die Umfassungsgruppe,
das 2. Korps, auf vier Infanteriedivisionen. Der rechte Flügel der k.u.k.
4. Armee läßt sich dann auf eine ansehnliche Stärke bringen, wenn Gene¬
ral v. Conrad bei Lemberg und an der Gnila-Lipa zu strengster Ver¬
teidigung übergeht, vielleicht sogar in der Abwehr auf die Wereszyca
und die Grodeker Teiche weicht und mit starken Nachhuten gegenüber
dçr russischen 3. und 8. Armee hinhaltend kämpft. Dann kann General
v. Conrad seiner 4. Armee zuschieben an Verstärkungen: die 23. HD. und
die 97. LstBrig. und schließlich die 44. SchD. Auf diese Weise hätte Ge¬
neral v. Auffenberg mindestens 15 Infanteriedivisionen zu seiner Ver¬
fügung gehabt. Die 1% Infanteriedivisionen der eingekesselten russi¬
schen 5. Armee wären ihm unweigerlich zum Opfer gefallen, zumal d;e
Truppen von Lemberg in drei Tagemärschen zur Schlacht bei Komarów
heran sein konnten. Auf das Schlachtfeld von Komarów mußte nach der
Ansicht Golowins das k. u. k. AOK. alle nur verfügbaren Kräfte heran¬
ziehen. Was die benachbarten Armeen nur erübrigen konnten, gehörte
nach dem Komarówer Schlachtfeld (vgl. auch den Schlußabschnitt „Das
Ergebnis" in meinem bei Karl Harbauer, Wien, erscheinenden Werk
„Die Schlacht bei Komarów 1914"). Aber die Versammlung der Haupt¬
kräfte auf dem zurzeit wichtigsten Teil des Kriegsschauplatzes hängt eben
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