Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

Verschlechterte Lage der Heeresgruppe Kövess 
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Front. Zu den drei serbischen und der französischen ll.KolD., deren 
Spitzen bereits in die Kämpfe bei Kragujevac eingegriffen hatten, 
glaubte der deutsche Armeestab noch eine nachrückende französische 
und 'eine griechische Division dazuzählen zu müssen. Die 2. Serbenarmee 
vermutete man irrigerweise mit ihren Anfängein in Zajecar — tatsächlich 
waren dort Franzosen — und befürchtete von diesen Kräften, denen sich 
über Pozarevac der kürzeste Weg an die Donau darbot, eine Gefahr für 
die O st flanke der 11. Armee. Bekannt war, daß Franzosen bei Negotin 
und Vidin den Strom erreicht hatten. Der soldatische Geist der Serben 
war nach den Aussagen von Gefangenen sehr gut, niemand wolle die 
Fahnen vor der endgültigen Befreiung der Heimat verlassen. Von Tag 
zu T¡ag beteiligten sich die Landesbewohner eifriger am Kampfe. Starke 
Banden tauchten an den Flügeln und im Rücken der 11. Armee, vor 
allem nordwestlich von Cacak auf und zwangen zu besonderen Ma߬ 
regeln. So mußten zur Sicherung der Bahnstrecke Gacak—Lajkovac 
IV2 Bataillone abgegeben und eine Kraftgruppe von 2000 Gewehren in 
Valjevo zusammengezogen werden, um dem Bandentunwesen halbwegs 
zu steuern. Demgegenüber konnte das 11. Armeekmdo. zahlenmäßig nur 
mit vier auf weiter Front verteiltem Divisionen rechnen, da die ó.RD.nur 
aus sechs schwachen Bataillonen mit drei Batterien bestand. Reserven 
waren nicht verfügbar. 
Von den Vorgängen in Serbien abgesehen, ergab eine Betrachtung 
der Gesamtlage beim Heeresgruppenkommando ein sehr düsteres Bild. 
Wie ernst Kaiser Karl die innerpolitische Krise in Ungarn bewertete, war 
aus dem spontan verfügten Wechsel des Kommandanten der Heeres¬ 
gruppe zu ermessein (S. 585). Allerdings kam Erzherzog Joseph nicht 
mehr dazu, die Befehlsgewalt vom FM. Kövess zu übernehmen. In Kroatien 
und in Slawonien waren in vielen Orten Unruhen ausgehrochen, an denen 
sich stellenweise sogar Teile der Garnisonen beteiligten. Das Militärkom¬ 
mando Agram beurteilte am 22. Oktober die Lage in der Landeshauptstadt 
„sehr ernst" und forderte, um Meutereien bei Pozega unterdrücken zu 
können, zwei Bataillone mit Artillerie ¡als Assistenz an. 
Der schon eingehend geschilderte Verfall der Monarchie, wie er 
sich nach dem Kaisermanifest im Innern und an der Südwestfront ein¬ 
stellte, kündigte sich auch ¡an der B,alkanfront in der Unbotmäßigkeit 
von Truppen an, die sich bisher im Kriege vorzüglich geschlagen hatten. 
Wenn das Heeresgruppenkommiando alle Gegebeinheiten abwog, so 
war eine volle Oper,ationsfähigkeit der Truppen nicht mehr vorhanden. 
FM. Kövess schloß sich daher der Auffassung des 11. Armeekmdos. an
	        
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