Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

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Der Zusammenbruch Österreich-Ungarns 
zeichnen ermächtigte, wurde ihm in Villa Giusti um 4h 30 nachm. ein¬ 
gehändigt. 
Schon drei Stunden früher hatte aber Gdl. Weber, der nach dem 
Eintreffen des Obst. Schneller nunmehr allein vor eine schwere Entschei¬ 
dung gestellt war, den bedeutungsvollen Entschluß gefaßt, die Verant¬ 
wortung auf sich zu nehmen und den Waffenstillstand abzuschließen. 
Aus eigenem Antrieb bat er den GLt. Badoglio, für 3 h nachm. eine Sitzung 
der beiden Kommissionen einzuberufen. Jeder war sich der historischen 
Stunde bewußt, als Gdl. Weber inmitten der ¡auf sein Ersuchen zusam¬ 
mengetretenen Kommissionen bei tiefster Stille, die folgende Erklärung 
abgab: „Kraft der mir vom k.u.k. Armeeoberkommando verliehenen 
Vollmacht erkläre ich, daß ich die vom ,Conseil supérieur de guerre' in 
Versailles ¡am 31. Oktober 1918 festgesetzten Waffenstillstandsbedingungen 
im Namen des Armeeoberkommandos annehme. In dieser Annahme sind 
auch die Punkte 4 der Bedingungen zu Lande sowie Punkt 4 und 5 der 
Bedingungen zur See einbezogen, jedoch mit dem Vorbehalte, gegen ihre 
Bestimmungen bei der Friedenskonferenz Protest einzulegen." 
Sodann teilte Gdl. Weber dem Leiter der italienischen Kommission 
mit, er habe erst jetzt erfahren, daß das k. u. k. AOK. die Bedingungen 
in der Nach-t auf den 3. November angenommen und, ihrem ersten Punkte 
entsprechend, bereits die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten an¬ 
geordnet habe1). Er ersuchte zugleich die italienische Kommission, sie 
möge ebenfalls für die sofortige Einstellung des Kampfes sorgen. GLt. 
Badoglio lehnte dies ab. Es sei ihm unmöglich, seine Truppen vor 24 Stun¬ 
den zu verständigen. GLt. Badoglio blickte auf seine Armbanduhr — es 
war 3h20nachm. geworden — und sagte: „Setzen wir 3h als genaue 
Stunde des Abbruches der Feindseligkeiten fest. Nach dem Übereinkom¬ 
men wird der Waffenstillstand morgen, den 4. November, um 3h nachm. 
in Kraft treten." Er ließ vom Verhandlungszimmer aus den telephoni¬ 
schen Befehl erteilen, um die angegebene Stunde die Feindseligkeiten 
einzustellen. 
Hierauf entspann sich zwischen den beiden Kommissionen eine er¬ 
regte Aussprache über die gegensätzliche Auslegung des ersten Punktes 
1) Dies teilte Gdl. Weber dem GLt. Badoglio gleichzeitig auch schriftlich mit. 
In diesem Schreiben hieß es: „Ich beehre mich, Eure Exzellenz in Kenntnis zu setzen, 
daß laut einer mir soeben zugekommenen Verständigung das k. u„ k. AOK. in den 
ersten Morgenstunden des 3. November mir mit Radiotelegramm den Befehl erteilt 
hat, die Waffenstillstandsbedingungen anzunehmen; diese Depesche habe ich bisher 
nicht erhalten. Gleichzeitig hat das k. u. k. AOK. die öst.-ung. Truppen angewiesen, 
die Feindseligkeiten einzustellen."
	        
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