Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

Befehl zur Einstellung der Feindseligkeiten 
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So ging am 3. November kurz mach lh 20 nachts die Depesche — alle 
Waffenstillstandsbedingungen anzunehmen (S. 724) — in der neuen Fas¬ 
sung unter Op. Geh. 2100 an den in Trient weilenden Obst. Schneller ab, 
der versuchen sollte, sie vom Kommando der italienischen 26. ID. aus ehe¬ 
stens chiffriert ¡an den Gdl.Weber zu drahten*). Eine inhaltsgleiche Depesche 
sollte an die italienische Heeresleitung für Weber durch die Radiostation 
Laaerberg abgespielt werden. Gegen 2 h nachts wurde aber auch an die 
beiden He ere sgruppenkommandos der von GM. Waldstätten verfaßte 
Befehl Op. Geh. 2101 telephonisch ausgegeben: „Die Waffenstillstands¬ 
bedingungen der Entente wurden angenommen. Alle Feindseligkeiten zu 
Land und in der Luft sind sofort einzustellen. Die Details der Waffen¬ 
stillstandsbedingungen werden bekannt gegeben werden." 
Die entscheidenden Entschlüsse in dieser bewegten Nacht fußten nur 
auf dem ersten, italienischen Vertragstext (S. 712 f.). Ferner kannte das 
AOK. den mittags eingetroffenen Bericht Webers über die von Badoglio 
erhaltenen Auskünfte, daß die Stunde der Waffenruhe nebst anderen 
Einzelheiten noch „im Studium" begriffen sei (S. 714). Der Tragweite 
dieser Ankündigung scheinen sich die um den Kaiser versammelten Be¬ 
rater, die von allen Seiten bedrängt und nie der schmetternden Eindrücken 
ausgesetzt waren, nicht ganz bewußt geworden zu sein2). Von Gdl. We¬ 
ber hatte man seither in Wien nichts mehr gehört, von seinen drei Funk¬ 
depeschen (ultimative Befristung der Vertragsannahme, Empfang des 
französischen Textes, Giltigkeit des Vertrages für alle Fronten, vgl. 
S. 715) war nach Mitternacht nicht einmal die erste eingelangt (S. 716). 
In Schönbrunn war man entschlossen, sich allen Bedingungen des 
Feindes zu unterwerfen und den Vertrag abzuschließen, obwohl sich der 
Vertragspartner das Wichtigste, die Zeitbestimmung für den rechtskräf¬ 
tigen Beginn des Waffenstillstandes, noch vorbehalten hatte. Das AOK. 
hielt sich an den wörtlichen Ausdruck „Sofortige Einstellung der Feind¬ 
seligkeiten". Es beschloß überdies zum Zeichen, wie ernst man die An¬ 
nahme des Vertrages auffasse, den ersten Punkt, das Niederlegen der 
Waffen, sogleich an der Südwestfront in Kraft treten zu lassen, und ver¬ 
traute darauf, der Feind werde diesem Beispiel folgen. 
Inzwischen hatten aber GO. Arz und Ministerpräsident Lammasch im 
Parlament nur noch den Präsidenten Seitz angetroffen, der sich in Ge¬ 
genwart des Dr. Otto Bauer für nicht berechtigt erklärte, im Namen 
des Staatsrates die überbrachte Note an den Gdl. Weber zur Kenntnis 
1) Kerchnawe, Zusammenbruch, 146 ff. 
2) Nowak, Chaos, 142 f.
	        
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