Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

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Der Zusammenbruch Österreich-Ungarns 
händler übergeben. Gstbshptm. Ruggera erklärte zwar, daß alle Mitglie¬ 
der der Kommission die verlangten Vollmachten besäßen, und bat, ihm 
mitzuteilen, ob nun die italienische Oberste Heeresleitung die Kommis¬ 
sion empfangen wolle. Tag, Ort und Stunde der Zusammenkunft mögen 
festgesetzt werden. GLt. Diaz ließ ihm jedoch am nächsten Tag, am 
30. Oktober um 9h 15 vorm., sagen, er bedauere, das Einschreiten des 
Gstbshptm. Ruggera nicht annehmen zu können. Seine Antwort sei für 
Gdl. Weber bestimmt, und er müsse daher auch auf eine durch die Voll¬ 
machten des k. u. k. AOK. beglaubigte Antwort des Gdl. Weber be¬ 
stehen. Gstbshptm. Ruggera mußte nun wieder die italienischen und die 
öst.-ung. Kampflinien bei Serravalle überschreiten, um dem Führer der 
Waffenstillstandskommission die so bedeutsamen Erklärungen des italie¬ 
nischen Generalstabschef zu überbringen. Er kam um die Mittagsstunde 
in Rovereto an. 
Als :am 30. gegen 3hnachm. die ausführliche Meldung des Gdl. Weber 
über alle diese Vorgänge in Baden eintraf, war man dort über die Erklä¬ 
rungen des GLt. Diaz sehr bestürzt. Sie ließen bereits vorausahnen, wohin 
das ¡angekündigte Waffenstillstand s diktat führen werde. Der italieni¬ 
sche Generalstabschef bestand unerbittlich auf dem Rechte des Siegers 
und war nur bereit, die Bedingungen bekannt zu geben, ohne jedoch die 
Feindseligkeiten einzustellen. Damit sah man in Baden alle Bemühungen 
durchkreuzt, die noch kämpfenden Truppen in letzter Stunde vor der 
schon nahenden Katastrophe zu bewahren und das unermeßliche Kriegs¬ 
gerät, aufgestapelt in den langen Jahren des Krieges, vor dem Zugriffe 
des Feindes zu retten. Aus den Eröffnungen des GLt. Diaz war es zur 
traurigen Gewißheit geworden, daß durch kein Angebot, auch nicht um 
den Preis einer „bedingungslosen Waffenstreckung", der Fortgang der 
Operationen aufzuhalten wäre. Die italienische Heeresleitung, mit des 
Gegners Waffenstillstandsbitte in der Hand, hatte wohl die Möglichkeit, 
den Kampf zu jeder Stunde abzubrechen, der Bevölkerung des östlichen 
Venetiens Not und ihren eigenen Soldaten den Tod zu ersparen. Die 
Fortsetzung des Ringens erhielt aber ihren grausamen Sinn dadurch, 
daß das italienische Heer als Sieger in Triest und in Trient einziehen 
wollte. Darum mußte die sterbende k. u. k. Armee, deren Zersetzung 
täglich weiter fortschritt, noch weiterkämpfen. 
Unter Hervorhebung dieser erschütternden Erkenntnis brachte das 
AOK. den beiden Heeresgruppenkommandanten ¡am 30. Oktober nach¬ 
mittags die Note der italienischen Heeresleitung zur Kenntnis und fügte 
hinzu: „Es wird Sache der höheren Führung sein, die Truppen zurück¬
	        
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