Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

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Österreich-Ungarns Wehrmacht in den zwei letzten Kriegs jähren 
gewonnen —, an politischen Rücksichten. Ebenso wenig konnte bis 
Ende 1917 erreicht werden, daß wenigstens die „Enthebungen" der 
jüngsten Jahrgänge aufgehoben wurden, eine Maßnahme, von der man 
sich mit Recht ein bedeutendes Ergebnis erwartete. Allein die Enthobenen 
bildeten zu dieser Zeit vielfach das Rückgrat der Kriegswirtschaft und 
waren nur schwer zu ersetzen. 
Bei der Armee jedoch beanspruchten außer dem regelmäßigen 
Ersatz auch organisatorische Veränderungen ganz erhebliche Kräfte. 
Der fortschreitende Ausbau der Artillerie und des Minenwerferwesens, 
die Vermehrung der Maschinengewehre auf acht bei jeder Maschinen¬ 
gewehrkompagnie und später die Einführung der Handmaschinenge¬ 
wehrzüge, waren zwar dazu bestimmt, im Kampf Menschen zu sparen; 
fürs erste vergrößerten aber diese organisatorischen Neuerungen den 
Bedarf. Es kannte daher schließlich doch nicht bei der gewohnten 
Stärke der Ersätze bleiben. Vom Juni 1917 angefangen, wurden die 
Marschbataillone nur mehr aus Kompagnien' mit dem bescheidenen 
Stande von nur 100 Mann zusammengestellt. 
Trotz aller dieser Hemmnisse entwickelte sich, im großen betrach¬ 
tet, die Lage des Ersatzwesens im Jahre 1917 doch bedeutend günstiger 
als zu erwarten gewesen war. Der Armee konnte wieder ein Jahr lang 
der notwendigste Kraftstrom zufließen1), ohne daß die Landsturm¬ 
pflicht ausgedehnt werden mußte. Im Gegenteil; es konnten sogar, 
einem persönlichen Wunsche des Kaisers entsprechend, die zwei ältesten 
Jahrgänge entlassen2), manche sonstige Erleichterungen für Familien¬ 
erhalter und ältere Soldaten geschaffen sowie auf die Anbau- und 
Erntearbeiten weitgehend Rücksicht genommen werden. Und wenn auch 
trotz der namhaften Zuschübe ein stetiges Sinken des Gesamtstandes 
— und im verstärkten Maße des Kampfstandes — an der Front nicht 
verhindert werden konnte (vgl. S. 42), so blieb diese Schwächung doch 
ohne bedenkliche Folgen, weil gerade im Jahre 1917 eine starke Ver¬ 
mehrung aller Kampfmittel den Ausfall an Kämpfern wettmachte, und 
weil die Krise des russischen Reiches die Kampfkraft des zahlenmäßig 
stärksten Feindes lähmte. 
1) Im Jahre 1917 gingen neun Reihen von Marschbataillonen, im Dezember 
die XXXV. an die Front. 
2) Es handelte sich um etwa 130.000 im Jahre 1915 als Neunund vierzig- und 
Fünfzigjährige eingerückte Männer, die nun, obgleich schon 51 und 52 Jahre alt 
geworden, noch — in verschiedenen Hinterlandsverwendungen — militärischen Dienst 
versahen.
	        
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