Bereitstellung der öst.-ung. Heeresreserve
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Der Kommandant der Isonzoarmee, GO. Wurm, glaubte anfangs,
es auf der Insel Papadopoli nur mit einem örtlichen Ablenkungsangriff
der Italiener zu tun zu haben und mochte in dieser Anschauung noch be¬
stärkt worden sein, als sich am 25. und selbst noch am 26. Oktober die
Tätigkeit der feindlichen Artillerie gegen die Piave front nicht über das
übliche Maß erhob. Nur die Stellungen gegenüber der Insiel Papadopoli
und in der Gegend von Suse gana wurden lebhafter unter Feuer gehalten.
Bedenklich erschien ¡allerdings das überraschende Auftreten englischer
Truppen vor der Front des k.u.k. XVI. Korps. Auch erfuhr man jetzt, daß
französische Streitkräfte in den Abschnitt bei Pederobba eingerückt
wären. Lebhafter Verkehr beim Feinde auf dem Mantello wurde durch
unsere Artillerie gestört. Über dem ganzen Bereich der Heeresgruppe
Boroevic erschienen zahlreiche feindliche Flieger und legten eme Luft¬
sperre vor ihre Front. Dias 6. Armeekmdo. gewann den Eindruck, daß
sich der Feind beiderseits des Montello zum Hauptstoß bereitstelle und
nur noch zuwarte, bis sich die Wasserstandsverhältnisse des Piave wieder
gebessert und das im Grappiagebiete bereits eingeleitete Unternehmen
jede Gefahr von Norden her gebannt haben würden.
Das Heeresgruppenkommando Boroevic hatte im Becken von Belluno
namhafte Reserven, die 55. und die 60. ID. sowie die 21. SchD., bereit¬
gestellt und sie vom 24. Oktober an allmählich zur Abwehr der italieni¬
schen Offensive im Grappagebiete nach Feltre vorgezogen. Der Großteil
der Truppen der 55. ID. und ein Regiment der 60. ID. wurden zur Ver¬
stärkung der gelichteten Stellungsdivisionen demXXVI. und dem I.Korps
zur Verfügung gestellt. Auch die aus Tirol anrückenden Teile der Edel¬
weißdivision wurden der Armeegruppe Belluno überwiesen (S. 570). Über¬
dies bestand noch die Absicht, die im Bereiche der 6. Armee befindliche
34. ID. in das Becken von Belluno zur Armeegruppe Belluno zu verlegen.
Der übrige Teil der verfügbaren Reserven, die 10., die 24. und die
57. ID., die 26., die 43. und die 44. SchD. und die 8. KD., standen am
26. Oktober noch weit hinter dem linken Flügel der Heeresgruppe, an
und hinter der Li venza und im Räume von Godroipo.
Inzwischen hatte Diaz seinen Hauptstoß durch die Besetzung der
Insel Papadopoli schon eingeleitet und traf Anstalten zum Angriff gegen
die öst.-ung. Stellungen auf dem linken Piaveufer. Am 26. Oktober bes¬
serte sich das Wetter und damit sank auch das Hochwasser des Piave.
Noch am Morgen erteilte GLt. Diaz der 12., der 8. und der 10. Armee
den Befehl, in der kommenden Nacht ¡mit dem Übergang über den Piave
zu beginnen. Im Laufe des Tages verstärkte sich das feindliche Geschütz¬