Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

Die dritte Austauschaktion 
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Heimat Verwendung finden sollten. Auch Mindertaugliche (zu Be- 
wachungs- oder Hilfsdiensten Geeignete) bis zu 46 Jahren sollten zu 
zahlreichen Diensten bei der Armee im Felde herangezogen werden. 
Das war eine langwierige und reichlich verwickelte „Aktion"; denn die 
Auszutauschenden konnten nicht ohne Ersatz • zur Ausbildung in die 
Heimat gesendet werden. Die zum Austausch in Betracht kommenden 
mindertauglichen und älteren Mannschaften mußten aber größtenteils 
erst selbst aus irgendwelchen Diensten abgelöst wenden. Um dies zu 
ermöglichen, ging man daran, in größerem Umfange als bisher Frauen 
und Mädchen bei militärischen Stellen zu Diensten anzustellen, die 
bisher von Soldaten versehen worden waren1). Auch 20g man solche 
Wehrpflichtige, die bei der Musterung „zum Waffendienste ungeeignet" 
befunden worden waren, zu Hilfsdiensten ohne Waffe heran; besonders 
diese Neuerung erregte, obgleich sie dem Geiste der Wehrgesetze gewiß 
entsprach, manche Bedenken. Man suchte die Zahl der „Kommandie¬ 
rungen" zu vermindern und beschleunigte den Dienstgang des Begut¬ 
achtungsverfahrens, der Superarbitrierung2); „fliegende Kommissionen" 
überprüften daheim und im Felde bei zahllosen Dienststellen den 
Tauglichkeitsgrad aller dort Eingestellten. 
Die so vielgestaltige Tätigkeit in Dingen des Ersatzwesens hatte 
bei allen Dienststellen eine lebhafte Bewegung und eine nicht geringe 
„Vielschreiberei" im Gefolge, nicht zuletzt deshalb, weil alsbald jede 
Maßnahme mit eingehenden statistischen Erhebungen eingeleitet wurde 
und von weitläufigen Evidenzen begleitet war. Nicht alle „Aktionen" 
brachten vollständig und zur gewünschten Zeit den erhofften Erfolg. 
Manches erwies sich überhaupt als nicht durchführbar; so scheiterte 
der Gedanke, die Arbeitskräfte des besetzten Polen besser zu verwerten 
— bisher hatte man aus dem vier Millionen Einwohner zählenden, unter 
öst.-ung. Verwaltung stehenden Gebiete nur 15.000 freiwillige Arbeiter 
x) Das Kriegsministerium und auch einzelne höhere Kommandos im Felde hat¬ 
ten schon seit 1916 „weibliche Hilfskräfte" zu Kanzlei-, Haus- und Küchendiensten 
eingestellt, wenn auch nur in geringerem Ausmaße. Eine Erweiterung dieser Ein¬ 
stellungen auf zahlreiche Dienststellen bei der Armee und in der Heimat wurde vom 
Chef des Ersatzwesens mit Nachdruck betrieben, setzte sich aber praktisch nur lang¬ 
sam durch. Im August 1917 gab es 60.000 weibliche Hilfskräfte in der Heimat, 
27.000 im Felde. Vor dem Zusammenbruch im Oktober 1918 betrug ihre Zahl 
107.000 in der Heimat und 33.000 im Felde. 
2) Infolge des formell stark gebundenen und daher vielfach recht langwierigen 
„Superarbitrierungsverfahrens" warteten zuweilen 60.000 bis 70.000 Soldaten 31/2 bis 
41/2 Monate lang auf ihren Befund.
	        
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