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Der Zusammenbruch Österreich-Ungarns
stoß geworfen werden. Auch bei Asiago und östlich der Brenta bis zum
Alanobecken entfaltete der Feind eine rege Erkundungstätigkeit. Ita¬
lienische Gefangene hatten allerdings bestätigt, daß das englische XIV.
Korpskmdo. mit einer seiner beiden zuständigen Divisionen abgelöst und
sein bisheriger Kampfabschnitt bei Asiago dem italienischen XII. Korps¬
kmdo. übertragen worden sei; jedoch ließen die sich seit Ende September
mehrenden klaren Anzeichen ¡auf einen bevorstehenden Großangriff der
Italiener im Grappagebirge und an der oberen Piavefront schließen.- Auf¬
fallend waren der täglich lebhafter werdende Eisenbahn- und Autover¬
kehr im Räume um Treviso und Bewegunigen hinter der Front der 4. und
der S.Armee der Italiener, nachts auch bei der 3. Armee. Artillerie Ver¬
stärkungen wurden offenbar herangezogen. Die italienischen Kavallerie¬
divisionen lagen zwar ¡anfangs Oktober noch immer weit hinter der Front
um Padua della Scala und südlich des Gardasees, aber ihre beobachteten
Übungen im Übersetzen von Flüssen waren deutliche Anzeichen für ihre
künftige Verwendung. Agentenimeldungen ¡aus der Schweiz besagten, daß
die italienische Grenze seit Mitte August dreimal mit Unterbrechungen
gesperrt war, offenbar zur Geheimhaltung der Vorbereitungen. Auch
wurde bekannt, daß GLt. Diaz ¡anfangs September in Frankreich beim
Obersten Kriegsrat der Alliierten geweilt hatte. Über die Stärke der nach
Italien verlegten ¡amerikanischein Verbände schwankten allerdings die
bisher eingelangten Angaben zwischen einem Regiment und fünf bis
sechs Infanteriedivisionen. Tatsächlich war nur ein Regiment nach Ve-
netien gelangt.
Die k. u. k. Heeresleitung verfügte angesichts des mit Bestimmtheit
am oberen Piave erwarteten italienischen Angriffes am 16. Oktober die
Verschiebung der 36. ID. unid der 10. KD. aus Tirol mit der Bahn zur
Heeresgruppe Boroevic. Der Abtransport der 36. ID. begann am 19. Ok¬
tober, jener der 10. KD. sollte ¡am 23. einsetzen. Jedoch tags vorher
mußte die letztgenannte Division ¡als Verstärkung für die Balkanfront
bestimmt werden. Am 17. Oktober war ferner der Befehl ergangen, die
Edelweißdivision von Trient als Heeresreserve im Fußmarsch in das
Becken von Feltre—Belluno zu verlegen. Beim AOK. in Badein sah man
dem ¡augenscheinlich unmittelbar bevorstehenden Angriff der Italiener
und ihrer Verbündeten mit um so größerer Sorge entgegen, als die
politische Entwicklung im Inneren des Donaureiches befürchten ließ,
daß die Armeen im Felde alsbald in die Wirrnisse der Heimat mithinein¬
gerissen würden.