Volltext: Das Kriegsjahr 1918 ; 7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ; (7. Das Kriegsjahr 1918 ; [Textbd.] ;)

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Der Zusammenbruch Österreich-Ungarns 
den. Friedensschritt mit dem nachdrücklichen Hinweise bekanntgeben 
müssen, daß das Angebot noch keineswegs einem Waffenstillstand gleich¬ 
komme, sondern daß gerade jetzt erhöhte Wachsamkeit und Kampfbe¬ 
reitschaft dringende Pflicht sei. Mit diesem Friedensschritte sah sich das 
AOK. aber vor eine ¡außerordentlich schwierige Lage gestellt. Schon 
seit dem Spätsommer war es runzweifelhaft, daß die Italiener Vorberei¬ 
tungen für einen großen Angriff träfen. Den Gedanken, ein solches Vor¬ 
haben durch eine eigene Offensive zuvorzukommen, hatte man bereits im 
August endgültig aufgeben müssen (S. 466). Es war nun zu besorgen, daß 
die Waffenstillstandsbitte unid die durch sie hervorgerufene innere Um¬ 
wälzung die Kampfkraft des Heeres in dem Augenblicke lähmen könnte, 
in dem der Feind zu dem schon lange erwarteten Angriff schreiten 
werde. So wandte sich denn die k. u. k. Heeresleitung in einem Befehle 
vom 7. Oktober ¡an alle Armeekommandanten, ,,in diesen Stunden gewal¬ 
tiger außen- und innerpolitischen Vorgänge alles daran zu setzen, Offi¬ 
zier und Mann moralisch zu stützen und die Kampfkraft der Wehrmacht 
vor ungünstigen Einflüssen zu bewahren". Gleichzeitig gab das AOK. 
ausführliche Richtlinien zur Belehrung der Fronttruppen heraus, worin 
sie die Soldaten zu Besonnenheit, Miannieszucht und Ordnungssinn er¬ 
mahnte und sie beschwor, die Heimat vor dem Schicksale Rußlands zu 
bewahren und gerade jetzt nicht zu erlahmen. Denn der unerbittliche 
Feind werde vielleicht angesichts des Abfalles Bulgariens das Waffen¬ 
stillstandsangebot ¡ablehnen. Man müsse dann noch einmal alle Kräfte 
zusammenraffen und weiterkämpfen, bis der Feind erkennen werde, daß 
er nichts mehr erreichen könne. 
Die k. u. k. Heeresleitung und alle höheren Führer bemühten sich 
redlich, die Auswirkungen der Waffenstillstandsbitte abzuschwächen und 
die Feldarmee von dem Wirrwarr der Geschehnisse des Hinterlandes 
fernzuhalten. Noch hofften sie, daß die an allem notleidende, verein¬ 
samte Feldarmee wenigstens so lange standhalten werde, bis der Waf¬ 
fenstillstand abgeschlossen sein werde. Denn noch „mochte die Kunde 
von dem, was sich in diesen Tagen im Inneren des Reiches begab, nur 
gedämpft bis in die Schützengräben vordringen1)". Deshalb, und weil 
der Feind zunächst keine großen Angriffe unternahm, zeigte der Stel¬ 
lungskrieg an der ganzen Südwestfront in den ¡drei ersten Oktoberwochen 
zunächst einen ähnlichen Verlauf wie im September. 
Gegen die k.u. k. 10. Armee richteten sich, wie bisher fast täglich, 
Patrouillenunternehmungen und heftiges Artilleriefeuer der Italiener. So 
x) G1 a i s e - H o r s t e n a u, Die Katastrophe, 337.
	        
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